
Essays by Dieter Kermas – (Part 18)
.Beginn der Blockade Juni 1948
Stromsperre! Dieses Wort konnten wir kaum noch hören. Dieses Wort stand für Dunkelheit, kaltes Essen und schweigendes Radio. Die Patienten wurden beim Licht einer Karbidlampe und einer mit Fußpedal in Schwung versetzten Zahnbohrmaschine behandelt. Bereits ab Mitte des Jahres 1945 demontierten die sowjetischen Besatzungstruppen das Kraftwerk West vollständig und aus weiteren Kraftwerken, wie Charlottenburg und Spandau, Kessel und Turbinen. Erst die Alliierten konnten die Demontagen stoppen.
Der Befehl Nr. 20 des Militärkommandanten der Stadt Berlin, Garde–Oberst Subawin, vom 25.6.1945, regelte die Verteilung des elektrischen Stromes auf die einzelnen Bezirke. Die Mengen waren so knapp bemessen, dass längere Stromabschaltungen an der Tagesordnung waren. Auf einer außerordentlichen Magistratssitzung vom 14. Dezember 1945 unter Vorsitz des 1. stellvertretenden Oberbürgermeisters Maron wurden Anweisungen erarbeitet, die den Stromverbrauch genau festlegten.
Beispiel: » Alle Verkaufsgeschäfte, außer Lebensmittelläden, einschl. der Geschäfte für Tabakwaren und Genussmittel dürfen am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag nur bei Tageslicht arbeiten. Die Verwendung von Strom während dieser Zeit ist verboten. Sonnabends und montags arbeiten diese Geschäfte in vollem Betrieb von 8 bis 18 Uhr.«
Eine andere Anweisung legte fest: » Die Benutzung von Warmwasserspeichern, Staubsaugern, Höhensonnen, elektrotherapeutischen und ähnlichen Geräten sowie von Personenfahrstühlen ist verboten. ——- Wer den vorstehenden Anordnungen zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahr und einer Geldstrafe von 100 bis 500 RM, oder mit einer von diesen Strafen allein bestraft.«
Für einen privaten Haushalt mit beispielsweise drei Personen durften pro Tag verbraucht werden:
- Lichtstrom: Grundstrom = 500 Watt und pro Person + 50 Watt zusammen also 650 Watt.
- Kochstrom: Grundmenge = 1200 Watt und pro Person + 600 Watt zusammen 1800 Watt
Die Überschreitung der kontingentierten Strommengen im privaten Haushalt wurde auch hart bestraft.
Anfangs gab es Strom nur für zwei Stunden am Tag. Wir waren gezwungen, neben der elektrischen Beleuchtung, Gasbeleuchtung zu installieren. So brannten in der Küche, im Labor und im Behandlungszimmer die Gaslampen, und verbreiteten ein grünliches unangenehmes Licht. Sie waren sehr empfindlich gegen Erschütterungen. Erhielten sie einen Stoß, was in der Küche ab und zu vorkam, zerfiel der Glühstrumpf. Dann musste der neue Glühstrumpf mit großer Vorsicht eingesetzt und ausgeglüht werden. Wir hatten Gas, und dadurch das Glück, das Essen auf dem Gasherd zubereiten zu können. Später, als die Kraftwerke mehr oder weniger wieder instand gesetzt waren, besserte sich die Stromversorgung.
Blockade der Berliner Westsektoren
Dann kam der Tag, an dem die sowjetische Besatzungsmacht, in diesem Fall die SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland), eine Blockade aller Landverbindungen über Straßen, Schienen- und Wasserwege von und zu den drei Westsektoren der Stadt Berlin verhängte.
Es war der 24. Juni 1948, der Beginn der Blockade. Der amerikanische Militärgouverneur in Berlin, General Lucius D. Clay, nannte diese Erpressung » einen der brutalsten Versuche in der neueren Geschichte, eine Massenaushungerung als politisches Druckmittel zu benutzen.«
Zusätzlich wurden die Stromzuführungen vom Kraftwerk Golpa-Zschornewitz , vom Kraftwerk Klingenberg und Rummelsburg, die die Westsektoren mit Strom versorgten, von den Sowjets abgeschaltet. Die Stromversorgung war nun fast völlig zusammengebrochen, und die Stromlieferung wurde noch mehr eingeschränkt. Die Ortsteile erhielten Buchstabengruppen und Plannummern. Danach wurde der Strom stundenweise angeschaltet. So gab es anfangs nur für zwei Stunden Strom am Tag und für zwei Stunden in der Nacht.
Hier ein Beispiel einer Planabschaltungen vom Mittwoch den 22.Dezember 1948 bis Donnerstag den 23. Dezember 1948 (Mitteilung der Hauptbetriebsstelle):
Plan – Gr. Plan-Nr.
A 15 14.02 – 22.02 h 24.00 –12.02h
16 14.02 – 22.02 h 24.00 12.02h
B 17 3.02 – 16.02 h 18.02- 1.02 h
36 3.02 – 16.02 h 18.02 – 1.02h
C 39 5.02 – 14.02 h 16.02 – 3.02h
43 5.02 – 14.02 h 16.02 -3.02h
D 66 11.02 – 20.02 h 22.02 – 9.02 h
69 11.02 – 20.02 h 22.02 -9.02h.
Rosinenbomber
Berlin war nun vom übrigen Bundesgebiet und dem Umland total abgeschnitten. Es gab keine Möglichkeit mehr, die über zwei Millionen Bewohner der Westsektoren mit den lebensnotwendigen Dingen, einschl. Strom zu versorgen.
Die sofortige Reaktion der drei Alliierten aus der Stadt ermöglichte, dass bereits 24 Stunden später, am 25. Juni 1948 die ersten amerikanischen Transport-maschinen mit Lebensmitteln auf dem Flugplatz Berlin–Tempelhof landeten. Die Versorgungsflüge wurden verstärkt. Kurz danach landete auch das erste britische Flugzeug, ein » Sunderland–Flugboot «, auf dem Wannsee. Alles, was eine Großstadt braucht, wurde auf dem Luftweg herangebracht. Selbst Kohlen wurden eingeflogen. Bald hatten die Flugzeuge ihren Spitznamen »Rosinenbomber « weg. Die Flugleistung war gigantisch und einmalig in der Geschichte der Luftfahrt.
Betrug die Anzahl der Flüge im August 1948 bereits 18.075, so steigerte sich diese Zahl im Mai 1949 auf 27.718 Flüge und auf eine Frachtrate von 227.532,0 Tonnen. Die Flugzeuge starteten und landeten in Tempelhof im Abstand von etwa 2 1/2 Minuten.
Eines Tages, es war der 25. Juli 1948, ich wollte gerade zur Schule gehen, hörten wir Feuerwehrsirenen heulen, und sahen amerikanische Jeeps mit Militärpolizei vor unserem Fenster vorbeirasen. Ich lehnte mich aus dem Fenster und sah, wie einige Fahrzeuge in die Hähnelstraße einbogen. Ich ließ Schule, Schule sein und rannte auf die Straße in Richtung Hähnelstraße. Hinter dem Maybachplatz (jetzt Perelsplatz) sah ich eine große Menschenmenge. Ich kämpfte mich durch die Umstehenden bis zur Handjerystraße Nr.2 durch und konnte nicht fassen, was ich dort sah.
Ein gewaltiger Haufen von zerfetztem Blech, Eisenteilen, und Motorteilen türmte sich dort vor einem Haus auf. Aus den Trümmern kräuselten sich noch einige Rauchfäden, und es lag noch der beißende Brandgeruch in der Luft. Das war der Rest einer » Dakota «, die Büchsenmilch und Kohlen geladen hatte. Wie wir später erfuhren, war diese, voll beladene Maschine, einer entgegenkommenden leeren Maschine nach unten ausgewichen, durchgesackt und in die Hausfront gerast. Beide Piloten waren auf der Stelle tot.
In den nächsten Jahren blühte der vor dem Haus stehende Kastanienbaum zu den unmöglichsten Jahreszeiten. Durch die Hitze des Brandes war sein biologischer Rhythmus völlig durcheinander gekommen.
Am 12. Mai 1949 atmete Berlin auf. Die Blockade war vorbei.
. (Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag) . © Dieter Kermas Photo Credit: USAF / USGOV-PD ———————————————————————————————————————————————
[…] him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays which have been published here at CaliforniaGermans. Apart form his childhood memories he is also sharing some of his short […]