Leben in Neustadt: Von Schmetterlingen, Dampflok & Einem Teddy
Essays by Dieter Kermas – (Part 3 )
.In der Bahnhofstraße, kurz vor dem Bahnhof, befand sich auf der linken Seite ein Weg, der zum Kino führte. Dort sah ich mit Oma Toni meinen ersten Film mit dem Titel » Krambambuli «. Vielleicht liegt es an der Tatsache, dass es mein erster Film war, und ich besonders aufmerksam die Ereignisse auf der Leinwand verfolgte, jedenfalls sind mir bis heute einige Szenen noch gegenwärtig. Nur zur Ergänzung: Im Film geht es um das Schicksal eines Jagdhundes, der sich zwischen einem Jäger und einem Wilderer, die ihn beide besitzen wollen, entscheiden muss.
Der Bahnhof selbst ist mir weniger in Erinnerung, eher die kleine, schnaufende Lok mit ihrem oben breiter werdendem Schornstein und den kleinen kurzen Personenwagen, wenn sie sich pfeifend der Station näherte. Kaum hörte ich sie von Weitem herankeuchen, kletterte ich den Bahndamm hinauf, um sie mir ganz dicht zu besehen. Ein Stück links neben der Bahnstation befand sich ein Tunnel durch den Bahndamm. Dahinter breiteten sich weite Wiesen aus, auf denen zur Osterzeit gelbe Narzissen wild wuchsen. Da habe ich dann einen Strauß gepflückt und stolz nach Hause gebracht.
Ich erinnere mich auch noch gut an die Tage, als Vater im Sommer des letzten Jahres zu Besuch kam. Da gingen wir Schmetterlinge fangen. Mutter hatte ein Schmetterlingsnetz genäht, welches Vater an einem Stock befestigte. Die ersten Exemplare kamen reichlich lädiert und wenig fachmännisch präpariert in einen extra dafür angeschafften Schmetterlingskasten. Auf unsere Fangversuche wurde auch ein Lehrer aus Neustadt aufmerksam, der mir dann seine eigene Sammlung zeigte, und mir die Grundbegriffe des Präparierens beibrachte.
In diese Zeit fiel auch der Besuch von Tante Else mit Sprössling Jörn. Der Altersunterschied von zwei Jahren ist in diesem Alter gravierender als man denkt. So geschah es, dass ich gerade vom Spielen kam, und Oma Toni mit Jörn in meinem Zimmer, wo ich meine Sachen aufbewahrte, stehen sah. Fassungslos musste ich zusehen, wie Oma Toni auf den Schrank griff, meinen großen Lieblingsteddy herunterholte und Jörn mit den Worten schenkte: » Dieter ist ja schon ein großer Junge, der braucht keinen Teddy mehr.« Wie sehr sie sich da aber irrte! Meine Einwände hatten keinen Erfolg. Diese Tat trug ich Oma noch jahrelang nach.
(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)
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