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Berliner Nachkriegszeit

Hollywood Lässt Grüssen – (Dt. Zeitgeschichte)

December 1, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

23 Aug 1948, Berlin, Germany -
23 Aug 1948, Berlin, Germany –
Essays by Dieter Kermas  –  (Part 19)
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Der Wilde Westen hält Einzug – Alliierte in Szene gesetzt

Noch kurz vor der Blockade, ereignete sich vor unserer Tür eine filmreife Wildwestszene.

Wir saßen auf dem Balkon beim Mittagessen, als wir eine Sirene hörten. Aus Richtung Zehlendorf kam ein Russenlastwagen angerast. Er fuhr in nicht zu übersehenden Schlangenlinien. Ihm folgte dichtauf ein Jeep der amerikanischen Militärpolizei mit heulender Sirene. Genau vor unserer Tür überholte der Jeep den Lkw und stoppte ihn, indem er sich quer auf die Fahrbahn stellte. Ganz knapp vor dem Jeep kam der Lastwagen zum Stehen. In gewohnter Lässigkeit stiegen die beiden MPs aus. Einer ging zum Führerhaus des Lastwagens, öffnete die Tür und taumelte im gleichen Moment zurück. Der Fahrer hatte ihm blitzschnell den Kolben seiner Maschinenpistole ins Gesicht gerammt. Blut lief dem Ami über das Kinn. Nun rief der Militärpolizist seinen Kameraden, und sie versuchten von beiden Seiten noch einmal, mit der gebotenen Vorsicht, die Türen zu öffnen.

Dazu kam es jedoch nicht, weil sich ihnen aus beiden Fenstern je ein Lauf einer Maschinenpistole entgegenschob. Einer der Polizisten hatte seinen langläufigen Colt gezogen, aber er zögerte im Angesicht der Maschinenpistolen, davon Gebrauch zu machen. Der Versuch, über die Ladefläche an die Insassen heran-zukriechen, scheiterte ebenfalls an den drohenden Läufen der Maschinen-pistolen, die durch das kurzer Hand zertrümmerte Rückfenster geschoben wurden. So liefen sie zurück zum Jeep und nach einer Weile, die beiden russischen Soldaten überbrückten die Zeit mit tiefen Zügen aus einer Flasche,  tauchten mehrere Fahrzeuge auf.

Es waren weitere Militärpolizisten und zwei Zivilwagen. Ein dunkelblauer VW-Käfer mit deutscher Polizei hielt in respektvollen Abstand, da unsere Polizei in diesem Fall keinerlei Befugnisse zum Eingreifen hatte. Aus einer der dunklen Limousinen stiegen zwei Männer aus, die lange dunkle Ledermäntel trugen, aber sonst keinerlei militärischen Abzeichen. Sie gingen betont langsam auf das Führerhaus zu und riefen den Insassen ein paar kurze Sätze zu. Kurz darauf öffneten sich langsam und zögernd die Türen, und die beiden Fahrzeuginsassen stiegen unbeholfen und schwankend heraus. Die Waffen hatte sie im Wagen liegen gelassen.

Kaum waren sie auf der Straße, als sie auch schon in eine der dunklen Limousinen gestoßen wurden. Aus dem anderen Zivilfahrzeug stiegen zwei Offiziere der Roten Armee aus, gingen zu den Wagen der Amerikaner und, wie auch immer, sprachen mit einem der amerikanischen Offiziere. Beide Seiten trennten sich unter Ehrenbezeugungen und verschwanden in ihren Fahrzeugen. Ein ebenfalls aus einer der Russenlimousinen ausgestiegener Soldat kletterte in den Lastkraftwagen. Dann löste sich die Ansammlung der Fahrzeuge, schnell wie sie gekommen war, auch wieder auf. Die Zivilfahrzeuge der Russen fuhren, gefolgt vom Lastwagen, in Richtung Potsdamer Platz, und die Amis drehten um und fuhren entgegengesetzt nach Zehlendorf.

Wir hatten wie gebannt diesem Schauspiel zugesehen. Hätten wir damals schon eine Video-Kamera oder eine Filmkamera gehabt, wären diese Szenen sicher ein eindrucksvolles Zeugnis für die Zeit unter den Besatzungsmächten.

Buntmetall – ein Zauberwort

Eines Tages, die Sprechstunde hatte bereits begonnen, klopfte es an der Wohnungstür. Mutter öffnete, und der erste Patient stand in der Tür. Auf Mutters Frage, warum er nicht geklingelt hätte, zeigte er nur auf die Stelle wo sonst die Klingel angeschraubt war. Dort hingen nur noch zwei Drähte aus der Wand. Von der schweren Messingklingel war keine Spur mehr zu entdecken. Jetzt hatte uns also auch die Welle der Buntmetalldiebstähle erreicht. Buntmetall, das war ein Zauberwort.

Hatte man die Möglichkeit an Buntmetall heranzukommen, so konnte man seine Finanzen beträchtlich aufbessern. Begehrt waren Messing, Kupfer, Blei, Zink und Zinn. Dafür gab es gutes Geld. Ich wollte mich den Zeichen der neuen Zeit nicht verschließen und durchsuchte zuerst unseren Keller nach diesen edlen Metallen. Die Ausbeute war mager. Eine verbeulte Zinkwanne, zwei Paar Türklinken, etwas altes Bleirohr und vier Stange Lötzinn. Heimlich schleppte ich meine Beute zum Schrotthändler in der Schmargendorfer Straße. Daneben befand sich in einem Nachkriegsflachbau der Gebrauchtwarenhändler Neumann. Ich erwähne diesen nur, weil er mir bei meinem Verkauf hilfreich zur Seite stand.

Mir war bekannt, dass der Schrottfritze kein Buntmetall von Kindern aufkaufte, es sei denn, sie hätten von ihren Eltern etwas Schriftliches für den Verkauf. Da mich jedoch Herr Neumann gut kannte, bat ich ihn für mich das Metall zu verkaufen. Er tat dies, händigte mir das Geld aus, und ich zog stolz wie ein Spanier davon. Jetzt hatte ich Blut geleckt und überlegte, wie und wo ich an weiteres Material herankommen könnte. Die Messingknöpfe von den Wohnungstüren abschrauben lag mir nicht, zumal das Risiko größer war, als das geringe Gewicht des Knopfes es wert war. Eine andere, von den größeren Jungen erprobte Methode, Buntmetall beim Schrotthändler nachts zu klauen und wo anders wieder zu verkaufen, fiel auch aus.

Da ein Teil unseres Seitenhauses zerbombt war, begann ich auch dort zu suchen. Na, wer sagt es denn, da ragte in erreichbarer Höhe doch noch ein schönes dickes Bleirohr aus der Wand. Flugs holte ich mir eine Eisensäge und begann im Schutze der Dämmerung mein Werk. Nach einigem Sägen glaubte ich, dass mein Herz stehen bliebe. Ein scharfer Wasserstrahl schoss mir ins Gesicht. Verdammt, das war eine noch intakte Leitung, die die Mieter versorgte, die noch in den Resten der Seitenflügelwohnungen hausten. Zu allem Unglück war mein Abgang aus dem Ruinengeröll so geräuschvoll, dass mich der Hauswart erwischte.

Den Rest kann man sich ja denken. Mit dieser Tat endete abrupt das sich erst in der Anfängen befindliche Unternehmen des jungen Geschäftsmannes.

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(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)
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© Dieter Kermas
 
Photo Credit: Image by © Bettmann/CORBIS – 23 Aug 1948, Berlin, Germany — Original caption: Scene of inter-zonal friction…Berlin, Germany: A U.S. military policeman is shown standing guard in the American sector of Berlin’s Potsdamer Platz, where the Russian and American sectors of the German capitol meet. In the background can be seen a Russian jeep. Potsdamer Platz, the scene of much of the friction between Russian and American nationals, is where Thomas P. Headen, deputy head of the A.M.G. information services division in Berlin, was arrested by Soviet police and held for 21-hours before being released today. Accompanied by his wife and two children, Headen was taken into custody by the Russians when he stepped a few feet into the Russian sector of Berlin while taking pictures. He reported on his release that he had been interrogated by Russian police, but had not been mistreated. —
 
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Dieter KermasDieter  Kermas, CaliforniaGermans Guest Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays that stir up a potpourri of emotions. These are stories which won’t leave the reader untouched, they speak of the innocence of a child’s perception of a life during terrible war times, and they shed light on war crimes that were beyond the understanding of a then young child.  Dieter Kermas is writing poems, short stories and is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.
 
To get in touch with Dieter Kermas, please send an email with subject line “Dieter Kermas”  to: californiagermans@gmail.com
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Filed Under: German History, Lese-Ecke Tagged With: Berliner Nachkriegszeit, Childhood memories, Deutsche Geschichte, Dieter Kermas, German history, Postwar Berlin

Kinderalltag Im Nachkriegs-Berlin – (Dt. Zeitgeschichte)

November 17, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

© DDP IMAGES/DAPD/LENNART PREISS - Das Schuco-Modell eines Silberpfeils von Mercedes-Benz

Essays by Dieter Kermas  –  (Part 17)
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Do you have chewing-gum?

Recht früh stellte ich fest, dass Fremdsprachen nützlich sein können. Mein ganzer Wortschatz bestand aus den Fragen » Do you have chewing-gum?! und »Do you have cigarettes?« Meine Frage danach wurde oft durch ein lässig hingeworfenes Päckchen Kaugummi oder durch eine oder zwei Zigaretten belohnt.

Mein festes Jagdrevier befand sich an der Hauptstraße Ecke Hähnelstraße. Die Kneipe dort hatte sich zum Treffpunkt der Amerikaner gemausert. Hier lauerten wir, Peter und ich, auf die Soldaten, wenn sie mit einem Jeep ankamen, oder volltrunken am Abend das Lokal verließen. Es kam häufig vor, dass zur späten Stunde Schlägereien entstanden, oder die Soldaten die Zeche nicht bezahlen wollten. Dann rauschte die Militärpolizei »MP« heran. Die besonders großen und kräftigen Kerle machten nicht lange Federlesens, zogen den Randalierern eins mit dem Hickory-Schlagstock über den Kopf, und warfen sie auf einen bereitstehenden Kleinlaster. Dann fuhren sie in Richtung Hauptquartier die Hauptstraße entlang, in Richtung Zehlendorf.

Modellautorennen und Lausbubenstreiche

Wir waren jedoch nicht jeden Tag auf Beute aus. Viel lieber spielten wir in den Ruinen, oder malten mit Stuckstücken als Kreideersatz Rennstrecken auf den Fahrdamm und lieferten uns heiße Rennduelle mit unseren kleinen Flitzern auf diesen Kreidepisten. Eines dieser etwa zwölf Zentimeter langen Autos zu besitzen, war der Traum eines jeden Jungen. Da gab es Mercedes-Silberpfeile, Ferraris und andere. Sie waren aus Druckguss und besaßen Gummireifen. Damit sie jedoch noch satter und fester auf dem Asphalt rollten, beschwerten wir sie von unten noch mit Knete. Auf dem Fahrdamm konnten wir absolut ungestört spielen, denn Autos fuhren noch recht wenige auf den Straßen.

Wurde uns dieses Spiel zu langweilig, suchten wir andere Betätigungsfelder. So foppten wir ältere Leute, indem wir ein Portemonnaie, an dem wir eine dünne Schnur festgebunden hatten, auf den Gehweg legten und hinter den Büschen versteckt lauerten. Kaum bückte sich der glückliche Finder, als wir blitzschnell das Portemonnaie wegzogen, und uns lachend in Sicherheit brachten. Noch heute höre ich: » Ihr Lausebengel, ihr verdammten!«

Später, ich war so um die acht Jahre alt, begannen wir mit großer Leidenschaft Schlagball zu spielen. Wir organisierten uns Schlagstöcke, malten mit unserer Stuckkreide Spielfelder auf die Fahrbahn und spielten unsere Art Schlagball mit eigenen Regeln. Übrigens habe ich bereits damals bemerkt, dass dieses Spiel nur in der Wielandstraße gespielt wurde. Vor jedem Spiel wurden die Mannschaften ausgelost. Der Gewinner im » Tipp-Topp « durfte mit seiner Auswahl beginnen.

Ach so, was ist » Tipp-Topp « ?  Zwei Jungen beginnen, abwechselnd aus einiger Entfernung, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der Gewinner ist derjenige, dem es gelingt, zum Schluss, wenn sich beide gegenüberstehen, noch seinen ganzen Fuß in den verbleibenden Platz unterzubringen. Das schöne und schnelle Schlagballspiel wurde entweder nur von einem Auto, oder von dem Klirren einer Fensterscheibe unterbrochen. Die Erkerscheiben der Häuser zeigten leider genau in Schlagrichtung und wurden so Opfer unserer Schlagkraft.

Weil wir gerade beim Thema Fensterscheiben sind, hier muss ich gestehen, dass Vater, wenn ich wieder einmal erwischt wurde, einige bezahlen durfte. So auch die gerade frisch eingesetzte und sicher mühsam in dieser Zeit organisierte Schaufensterscheibe der Reinigung in der Hähnelstraße Ecke Stierstraße. Sie wurde Opfer eines großen Büchsendeckels, mit dem ich leidenschaftlich gerne Weit- und Hochwurf übte.

An anderen Tagen war es uns so langweilig, dass wir weder Lust hatten, nach Wannsee zum Baden zu fahren, noch Schlagball zu spielen. Dann ersannen wir neue Streiche. So spannten wir eines Tages eine Schnur quer über die Straße und warteten auf einen Wagen, einen Motorradfahrer oder einen Radfahrer. Der Tragweite unseres Handelns waren wir uns damals nicht bewusst.

Wir brauchten nicht lange zu warten, da näherte sich auch schon ein Radfahrer. Es war ein alter, langer, dürrer Mann mit einem Zylinder auf dem Kopf und einem Beerdigungskranz über der Schulter. Präzise fegte die Schnur den Zylinder vom Kopf. Wir krümelten uns vor Lachen, aber das dauerte nur einige Sekunden. Wie ein Blitz hatte der Lange sein Fahrrad hingeworfen, sich seines Kranzes entledigt und raste hinter uns her. Nur unsere Ortskenntnisse in den nahe gelegenen Ruinen bewahrte uns vor einer deftigen Tracht Prügel. Später, als wir wieder in Sicherheit waren, waren wir überzeugt, einen Olympiateilnehmer von den Spielen 1936 gesehen zu haben.

Ich gebe es ja zu, einige unserer Einfälle waren hart an der Grenze des Erträglichen. So auch unsere Rache an einem Hausmeister, der uns ständig mit einem Knüppel aus der Nähe seines Hauses vertrieb. Gerade dort bot es sich an, auf dem Fahrdamm zu spielen. Nun hatte er das Pech eine Souterrainwohnung zu bewohnen. Wir warteten auf die Dunkelheit, trugen zu viert eine dieser schweren, eisernen Mülltonnen leise die Treppe zu seinem Eingang hinunter, und lehnten sie ganz, ganz vorsichtig gegen seine Eingangstür. Dann füllten wir die Tonne randvoll mit Wasser, klingelten und suchten das Weite. Aus sicherer Entfernung warteten wir das Ergebnis ab. Ein Urschrei hallte durch die Dunkelheit, und wir stellten uns lebhaft vor, wie ihn die Flutwelle in seine Wohnung geschwemmt hat. Einige Tage machten wir einen Bogen um das Haus. Ich denke, er hätte aus Wut jeden erschlagen, den er erwischt hätte.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)
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Photo Credit: © DDP IMAGES/DAPD/LENNART PREISS – / FAZ , Frankfurter Allgemeine Zeitung  – Das Schuco-Modell eines Silberpfeils von Mercedes-Benz———————————————————————————————————————————————
Dieter KermasDieter  Kermas, CaliforniaGermans Guest Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays that stir up a potpourri of emotions. These are stories which won’t leave the reader untouched, they speak of the innocence of a child’s perception of a life during terrible war times, and they shed light on war crimes that were beyond the understanding of a then young child.  Dieter Kermas is writing poems, short stories and is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.
 
To get in touch with Dieter Kermas, please send an email with subject line “Dieter Kermas”  to: californiagermans@gmail.com
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RAUBZÜGE – (Dt. Zeitgeschichte)

October 27, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

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Essays by Dieter Kermas  –  (Part 14)
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Riskantes Unterfangen

Das Haus an der Sponholzstrasse war für viele Brennmaterialsuchende ein Glückstreffer gewesen, den es aber leider nur sehr selten gab. Die anderen Ruinen waren von allen brennbaren Dingen so gründlich befreit worden, dass man nun daran gehen musste, riskantere Wege zu finden, um an Brennholz zu kommen. So begann man nun die Balken, die die Geschossdecken trugen freizulegen, und herauszusägen. Diese Arbeit war gefährlich, und die Polizei hatte die Anweisung, gegen diese Art der Holzsucher hart vorzugehen. Irgendwann stellten wir fest, dass unser Holzvorrat bald zu Ende gehen würde. Nur ein kläglicher Rest von kleingesägten Eisenbahnschwellen, wir hatte durch einen glücklichen Umstand mehrere Zentner davon bekommen, lag noch im Keller.

Bei einem meiner Streifzüge durch die Ruinen hatte ich in der Wielandstraße in einem Haus in der dritten Etage eine Decke entdeckt, wo ein schöner dicker Balken frei von einer Zimmerseite zur anderen zu sehen war. Ob bereits jemand anderes hier am Werk gewesen war, konnte ich nicht feststellen. Ich berichtete von meinem Fund, und Mutter war sofort fest entschlossen, sich diese Beute nicht entgehen zu lassen. In diesem Fall jedoch, wir rechneten mit der Möglichkeit von der Polizei erwischt zu werden, mussten wir jemanden haben, der » Schmiere « stehen sollte. Die Wahl fiel auf Vater, der unser ganzes Unternehmen als unnötig und zu gefährlich fand. Wir überredeten ihn, und er kam widerwillig mit.

Es war vereinbart worden, dass Mutter und ich den Balken absägen sollten, und dann aus dem Fenster auf die Straße in den Vorgarten werfen wollten. Wenn sich jedoch irgendwo eine Uniform blicken lassen sollte, musste Vater pfeifen, und wir würden uns mucksmäuschen still verhalten. Zur Tarnung hatte Vater unseren Hund Peggy mitgenommen, der sich bereits wunderte, warum er, nachdem er brav sein » Geschäft « verrichtet hatte, immer noch nicht nach Hause laufen durfte.

Mutter sägte erst eine Seite durch, das dauerte, dann die andere Seite, und der Balken krachte ins zweite Geschoss. Mutter musste sich nun erst einmal verschnaufen. Dann wuchteten wir gemeinsam, das heißt, ich hing mehr dran, als dass ich heben konnte, den Balken auf die Fensterbrüstung. Dann schoben wir ihn mit letzter Kraft soweit hinaus, bis er sein Gleichgewicht verlor und in die Tiefe sauste. Erschöpft blickten wir nun aus dem Fenster, um zu sehen, wo er gelandet war. Er lag, wie geplant im Vorgarten.

Ganz und gar nicht eingeplant aber war der Polizist, der neben Vater stand und recht ungläubig diesen haarsträubenden Vorgang verfolgte. Er gab uns ein Zeichen, sofort herunterzukommen. Wir näherten uns vorsichtig der Ordnungsmacht. Was nun meine Eltern mit ihm besprochen hatten, ist mir entfallen. Nicht entfallen ist mir die Tatsache, dass er sich nach einer Weile von uns entfernte und seinen Streifengang fortsetzte. Ebenso wenig habe ich nicht vergessen, wie Mutter Vater ins Verhör nahm, und fragte, warum er nicht gepfiffen habe. Vater sagte, dass er mehr Angst um uns gehabt hätte, als um alles andere, und dauernd nur auf die Geräusche aus dem Haus gelauscht hatte. Als er dann den sich bereits schon sehr nahe befindlichen Polizisten entdeckte, konnte er vor Aufregung keinen Pfiff über die Lippen bringen.

Das Ende der Geschichte war, dass wir unseren Balken, der eine Länge von ungefähr fünf Meter hatte, nun problemlos auf unserem Wägelchen heimwärts ziehen konnten. Verwunderlich im Nachhinein ist zu vermerken, dass am gleichen Abend unser Polizist in Zivil bei Vater aufkreuzte und nach kurzem Verweilen wieder ging.

Nach diesem Vorfall konnten wir Vater nie wieder dazu bewegen, an einer unserer Aktionen teilzunehmen. Lieber würde er erfrieren, als uns auf unseren Raubzügen zu begleiten, meinte er.

Ungewöhnliches Kohlendepot

Eine andere Möglichkeit an Brennmaterial zu kommen, ergab sich dadurch, dass sich nicht allzu weit weg der Güterbahnhof Wilmersdorf befand. Vom Ende der Lauterstraße gelangten wir über einen kopfsteingepflasterten Weg bis an den Zaun des Güterbahnhofes. Hier standen auch die Güterzüge mit Kohlen. Um an die Kohlen heranzukommen, bedurfte es eines Schlachtplanes. So wurde vereinbart, dass zuerst die fast erwachsenen Jungen, nachdem sie über den Zaun geklettert waren, die Waggontüren aufschieben, und sich mit Kohlen eindecken sollten. Danach konnten wir Steppkes auch unsere Beutel und Taschen füllen.

So konnte ich oft meinen amerikanischen Brotbeutel mit Presskohlen gefüllt nach Hause schleppen. Anfangs ging der Plan auf. Dann aber, als die entwendeten Mengen zu groß wurden, wurde der Güterbahnhof von Bahnpolizei mit Hunden bewacht. Wir beobachteten die Rundgänge und fanden bald heraus, wann wir genug Zeit hatten, um unsere Beute zu holen. Das Spiel hatte urplötzlich ein Ende, als die Bahnpolizei auf den Gedanken kam, die Hunde nicht mehr an der Leine zu führen, sondern frei im Gelände laufen zu lassen. Da nützten auch die schnellsten Beine nichts mehr, die Hunde wären stets schneller gewesen.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)
 
Photo: izismile.com
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