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Deutsche Kurzgeschichte

Der Dieb (Short Story in German)

April 7, 2019 by Cornelia Leave a Comment

Der Dieb

(Eine Geschichte zum Nachdenken von Samantha Sam)

Frustriert geht Birgit an den dicht gedrängten Kleiderständern vorbei. Von der Decke rieselt beruhigende Musik, die von schlurfenden Schuhen auf dem Fliesenboden und dem Rascheln von Kunden, die sich durch die Stände wühlen, beinahe übertönt wird. Die eintönige Geräuschkulisse wird hin und wieder von kreischenden Kindern und dem Gezeter gestresster Eltern unterbrochen. Der Geruch von Schweiß und nasskaltem Straßenschmutz gemischt mit Lavendel-, Vanille- und Rosendüften verdichtet die Luft zu einer zähen Suppe.

Ich hasse Textildiscounter, denkt Birgit. Aber für Menschen mit meinem Einkommen bleibt ja nichts anderes übrig. Die Preise in einem der kleineren Läden, die hier mit den Discountern konkurrieren, sind für Birgit unerschwinglich. Das Einkommen einer Kellnerin bewegt sich heute zwischen der oberen Grenze der Armut und der unteren Grenze des mittleren Wohlstandes. Nicht genug um sich über steigende Mieten, den Kosten fürs Auto und den sonstigen Lebensunterhalt keine Sorgen machen zu brauchen, aber zu viel um wirklich als arm zu gelten. Dennoch hofft Birgit, sich hier mit einem neuen T-Shirt belohnen zu können, ohne Konzerne zu unterstützen, die Kinder für sich arbeiten lassen oder mittellose Wanderarbeiter in Sklavenverträge zwingen.

Endlich hat Birgit den Stand mit den T-Shirts gefunden. Hoffnungsvoll geht ihr Blick über die Stapel unterschiedlichster Farben und Muster. Zunächst registriert sie den schmächtigen Mann am gegenüberliegenden Stand kaum. Doch die verhaltenen Bewegungen und der hektische Blick des Mannes, der unauffällig die Umgebung sondiert, weckt Birgits Aufmerksamkeit. Der Mann ist etwa Anfang Zwanzig und trägt eine für diese Jahreszeit viel zu dünne Jacke. Die verschlissene Jeans hängt schlaksig an den schmächtigen Hüften. Er stöbert in einem Stapel T-Shirts und zieht schließlich eines heraus. Es gibt immer noch Menschen, denen es viel schlechter geht, denkt Birgit, als sie den Mann hinter der Trennwand zu den Umkleidekabinen verschwinden sieht. Wahrscheinlich kann dieser arme Kerl sich nur ein zwei Mal im Jahr ein neues Stück leisten.

Eine Stunde später hat Birgit den Mann völlig vergessen. Ihre ganze Aufmerksamkeit richtet sich auf einen Ständer mit buntbedruckten T-Shirts. Eines der T-Shirts sticht mit seinem warmen Orange heraus. Begeistert nimmt Birgit es vom Ständer und ist entzückt vom frechen Schriftzug, der quer über der Brust in geschwungenen Buchstaben steht.

Plötzlich mischen sich das Scharren und Poltern von hektischen Schritten und aufgebrachtes Gebrüll in die eintönige Geräuschkulisse. Zwei Männer in blauer Uniform hechten den Gang entlang in Richtung Rolltreppe. Sicherheitsleute! Sie jagen jemanden!

Birgit beschließt, ihre Neugier zu bezwingen, und geht auf kürzestem Weg zur Kasse. Vor ein paar Tagen hatte sie einen Film gesehen, in dem in einem U-Bahnhof Panik ausgebrochen war und hunderte von Menschen sich gegenseitig zu Tode quetschten. Zehn Minuten später erreicht Birgit die Drehtür des Kaufhauses und tritt erleichtert in den kalten Nieselregen. Ein Polizeiwagen steht rechts neben dem Eingang im Halteverbot.

Am nächsten Tag stand folgender Artikel in der Tageszeitung:

Ein 24-Jähriger ließ ein T-Shirt und Parfüm aus einem Geschäft im Regensburger Einkaufszentrum mitgehen.
REGENSBURG. Am Dienstag gegen 14.30 Uhr, wurde ein 24-Jähriger beim Ladendiebstahl erwischt. Das Personal stellte in einem Geschäft im Regensburger Donau-Einkaufszentrum vom Personal fest, dass er nach dem Verlassen einer Umkleidekabine ein unbezahltes T-Shirt unter seiner Kleidung trug. …

©Samantha Sam

Image: pixabay.com


Samantha Sam – grew up in Mecklenburg Vorpommern. She now lives in a little, enchanting town called Lappersdorf by Regensburg.  Since early childhood, she was devoted to writing, which served her well in her later profession as a communications specialist; even though writing there was business related rather than creative.

In her personal life, she has been writing speeches for weddings as well as birthdays of family and friends; speeches, that are still on everyone’s lips years after. Often family and friends encouraged her to devote more time to writing professionally. So, when her daughter left home, ‘the time was ripe’! Her passion for writing made her engage in her first novel, which she is in the process of putting on the finishing touches. She writes under her pen name “Samantha Sam”.

Filed Under: Lese-Ecke, News Tagged With: Der Dieb, Deutsche Kurzgeschichte, Deutsche Lese-Ecke, Samantha Sam, short story

‘Frühlingserwachen’ – Von wegen “Stille der Natur”

March 4, 2018 by Dieter Kermas Leave a Comment

Frühlingserwachen

(Eine Kurzgeschichte von Dieter Kermas)
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Die warme Sonne lockt mich zu einem ersten Spaziergang in den Frühling.
Endlich die trüben Tage des nasskalten Winters hinter sich lassen und in der erwachenden Natur die Lebensgeister mit neuer Kraft stärken.
Doch, was ist das?

Die stille Natur empfängt mich mit einem Getöse, dass mir die Sinne schwinden.
Das lärmende Geläute der Schneeglöckchen reißt mich aus meinen tiefen Gedanken. Mit lautem Knall bersten die Knospen der Buche über mir, und ringsum schießen die Krokusse lautstark aus dem Boden. Erschrocken lehne ich mich an den Stamm einer Birke und erhalte einen mächtigen Tritt ins Kreuz. Ach so, ich vergaß, dass die Bäume im Frühling ausschlagen. Vom nahen Teich dringt nervtötendes Tröten des Froschblasorchesters in mein Ohr.

In diesem Moment steuert eine viermotorige Hummel mit ohrenbetäubendem Gebrumm auf meinen Kopf zu. Ich kann gerade noch den Kopf zu Seite nehmen, um einen Aufprall zu entgehen. Ich höre wie betäubt, die Vögel, ihre Liebeslieder in den blauen Himmel brüllen, da lässt mich ein Tackern, wie von einem Maschinengewehr in volle Deckung gehen. Gottlob ist es nur ein Specht, der eine Nisthöhle aushämmert. Ehe ich mich vom Boden aufraffe, höre ich dicht neben meinem Ohr ein verdächtiges Knistern, doch, es ist nur das Gras, das sich wachsend der Sonne entgegenreckt.  Ein Eichhörnchen hat eine Nuss seines Wintervorrates wiedergefunden und lässt sie in diesem Augenblick auf meinen Kopf fallen. Jetzt reicht es mir. Ich flüchte.

Ehe ich das schützende Heim erreiche, fegen mir heftige Windstöße Staubfahnen in die Augen. Halb blind übersehe ich die heranrasenden, tiefschwarzen Gewitterwolken, die ohne Vorwarnung ihre Frühlingswassermassen über mich ergießen. Ich vermeine sogar, einige Hagelkörner auf der Haut zu verspüren.

Tief gebeugt und schwankend patsche ich durch die knöcheltiefen Pfützen, um mich in Sicherheit zu bringen. Ein seitlich vor mir einschlagender Blitz erschreckt mich bis ins Mark und der nachfolgende Donner raubt mir vollends das Gehör.

So schwer gezeichnet, schleppe ich mich ins Haus, ziehe die Vorhänge zu und verstehe nach diesem Tag beim besten Willen nicht, wie Poeten liebliche, euphorische Frühlingsgedichte zu schreiben vermögen.

©Dieter Kermas

Image: Pixabay.com

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Dieter Kermas, CaliforniaGermans Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays which have been published here at CaliforniaGermans. (You can find the stories here on CaliforniaGermans.com by putting “Dieter Kermas” into the Search Box.) Apart from his childhood memories, he is also sharing some of his short stories and poems on CaliforniaGermans. Dieter Kermas, who loves to write, has published his first novel “Kolja. Liebe im Feindesland” in 2016, available on Amazon.com. Some of his work has been included in anthologies.

To get in touch with Dieter Kermas, please send an email with subject line “Dieter Kermas” to californiagermans@gmail.com

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“Musikalisch” oder Mord im Konzertsaal

November 19, 2017 by Dieter Kermas Leave a Comment

Musikalisch

(Eine Kurzgeschichte von Dieter Kermas)
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Unsere Familie, so darf ich mit bescheidenem Stolz feststellen, kann auf eine viele Jahrzehnte erfolgreiche Musikerziehung zurückblicken. Doch zuerst möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Ludwig Anobium Punctatum.

Sie dürfen mich, der Einfachheit halber, jedoch Ludwig nennen. Sicher ist ihnen im Zusammenhang mit dem Namen Ludwig und bei meiner Erwähnung der Musikerziehung, der Gedanke gekommen, meine Mutter hätte da an meinen Namensvetter Ludwig van Beethoven gedacht. Fürwahr, er stand Pate für meinen Namen.

Ich sehe es an ihrem fragenden Gesichtsausdruck, sie hätten gerne gewusst, wer sich hinter meinem, so Ehrfurcht gebietendem Namen verbirgt. Nun, ein wenig muss ich sie jetzt enttäuschen. Im allgemeinen Sprachgebrauch zähle ich zur Familie der Holzwürmer. Bitte wenden sie sich nicht entsetzt ab. Hören sie lieber meine Geschichte.

Etliche Generationen vor mir gelang es meiner Urururgroßmutter ihre Nachkommen in einem Konzertflügel unterzubringen. Dieser stand, sie ahnen es bereits, im Hause der Familie Beethoven.

Anfangs erschraken ihre Nachkommen, wenn die ersten Akkorde das Holz zum Vibrieren brachten. Allmählich jedoch fanden sie Gefallen an den Melodien und richteten ihre Mahlzeiten danach. Sobald die ersten Tastentöne erklangen, hörten sie auf zu nagen und lauschten der Musik. Für das Fressen blieb die lange Nacht über Zeit genug. So wuchsen viele Generationen meiner Familie musikalisch gebildet auf.

Hochbeglückt, in dieser Umgebung aufwachsen zu dürfen, vermieden sie es, mehr als unbedingt nötig, den Flügel zu zerfressen. Sobald eine Generation zu zahlreich angewachsen war, musste sie aus diesem Grund, bis auf einen von ihnen,  die Unterkunft verlassen. Der Verbleibende kam nun weiterhin in den Genuss, sich musikalisch weiterzubilden.

Wie schön wäre es gewesen, wäre es so weitergegangen.

Eines Tages jedoch entdeckte die Haushälterin das feine Holzmehl, das meine Vorfahren erzeugt hatten. Sofort wurde der Flügel untersucht, der Befall festgestellt und das Instrument kurzerhand verkauft.

Nach Monaten in einem Lagerhaus, die verbliebenen Verwandten  hatten, bereits entmutigt, überlegt das Instrument zu verlassen, fand sich glücklicherweise ein junger Pianist als Käufer, und der Flügel wurde zu ihrer Überraschung auf die Bühne eines bekannten Konzertsaals transportiert.

Voller Hoffnung warteten meine Vorfahren auf die ersten Töne des Pianisten. Dieser, ein auf sein Talent über Gebühr eingebildeter junger Mann, verursachte bei den ersten Akkorden einen Schauder des Entsetzens bei meinen Familienmitgliedern. Sie waren durch ihre Generationen im Hause Beethoven so musikalisch hochgebildet, dass sie sich am liebsten die Ohren, sofern vorhanden, zugehalten hätten.

Nach ihrer Überzeugung wurde der Genialität des verehrten Komponisten nicht genug Können und Einfühlungsvermögen entgegengebracht.

Diesem Treiben musste Einhalt geboten werden. Da waren sie sich einig.

Tagelang berieten sie, wie es ihnen gelingen könnte, dies zu verwirklichen. Schlussendlich wählten sie eine Methode, die ihnen subtil und trotzdem todsicher erschien. Hierfür begannen sie, einige Vorbereitungen zu treffen.

Sie wählten einen Tag, an dem der mäßig begabte Virtuose sein erstes großes Konzert vor einem ausgesuchten Publikum zu geben gedachte. Der Premierenabend war gekommen und der Saal mit erwartungsvollen Besuchern bis zum letzten Platz besetzt.

Der Künstler, nennen wir ihn der Einfachheit halber beim Vornamen Johann, also Johann schritt zum Flügel, verbeugte sich artig, und begannzu spielen. Zum Erstaunen vernahmen meine Vorfahren in den Pausen leises Räuspern, Hüsteln und auch leichtes Füßescharren.

Sie interpretierten dies mit dem Unwillen des Publikums über die dargebotene Leistung. Das bestätigte sie erneut darin, die richtigen Schritte unternommen zu haben. Johann griff in die Tasten und begann die 5. Sinfonie zu spielen. Der Name Schicksalssymphonie wies bedeutungsschwer auf das Kommende hin.

Zuerst vernahmen die Besucher in der ersten Reihe einen kurzen, dumpfen Laut aus dem Inneren des Flügels. Kurz darauf erstarrte Johann beim Anschlag einer bestimmten Taste. Sie erzeugte keinen Ton. Etwas schien im Inneren des Flügels gerissen zu sein. Er sprang hektisch auf, verbeugte sich, eilte auf die Rückseite des Musikinstruments und wuchtete den schweren Deckel des Flügels hoch und arretierte ihn mit dem dafür vorgesehenen hölzernen Stab.

Tief beugte er seinen Kopf in das Innere, um die Ursache für den Fehler zu finden. Gebannt schauten die Konzertgäste auf das weitere Geschehen. Zuerst jedoch hörten sie, zwar sehr leise, aber dennoch gut vernehmbar, ein Knistern aus der Richtung des Flügels.

Dann gellte ein vielstimmiger Schrei aus dem Publikum. Der hölzerne Stab war eingeknickt und der schwere Deckel des Flügels war herabgefallen. Er hatte den Kopf des Pianisten so heftig getroffen, dass dieser tief ins Innere des Instruments gedrückt wurde. Hierbei kam der Hals des Opfers auf die schmale Kante des Pianokörpers zu liegen. Die Wucht des Deckels zerquetschte augenblicklich den Hals, sodass der Mann leblos wie eine Fliege an der Seite des Flügels hing. Seine Knie befanden sich in der Luft, während seine kurz zuvor noch wild rudernden Arme nun schlaff seitlich herunterbaumelten.

Die tagelangen Nagearbeiten am Arretierungsstab und an der Befestigung der Klaviersaite waren somit erfolgreich gewesen. Die Ehre für die Verunglimpfung der göttlichen Musik Ludwig van Beethovens war damit für sie wieder hergestellt.

Sie hofften, dass man den Flügel als Tatwerkzeug in die Asservatenkammer der Kriminalpolizei brächte und kein stümperhafter Pianist die Möglichkeit mehr bekäme die Meisterwerke zu entweihen.

©Dieter Kermas

Image:  pixabay.com

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Dieter Kermas, CaliforniaGermans Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays which have been published here at CaliforniaGermans. (You can find the stories here on CaliforniaGermans.com by putting “Dieter Kermas” into the Search Box.) Apart from his childhood memories, he is also sharing some of his short stories and poems on CaliforniaGermans. Dieter Kermas, who loves to write, has published his first novel “Kolja. Liebe im Feindesland” in 2016, available at Amazon. Some of his work has been included in anthologies.

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Der Kalte Keller – Eine Gruselgeschichte zu Halloween

October 29, 2017 by Dieter Kermas Leave a Comment

DER KALTE KELLER

(Eine Gruselgeschichte von Dieter Kermas)
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Die Frühjahrssonne erhellte mit ihren wärmenden Strahlen unser Montagebüro. Durch das große Südfenster fiel mein Blick auf das emsige Treiben auf der Hardenbergstraße in Berlin – Charlottenburg.

Dienstags bis freitags hätte die Sonne sicher unsere Laune und unseren Arbeitseifer günstig beeinflusst. Doch heute war es Montag. Aus Erfahrung wussten wir, dass heute das Klingeln der Telefone meist unangenehme Nachrichten bedeutete.

Baustellen hatten kein Material bekommen, ein Lastwagen mit dringend benötigten Dämmpaneelen war bei Braunschweig in den Graben gefahren und der technische Leiter einer Filialkette schnaubte erbost, dass sich die Tür zum Tiefkühlraum nicht öffnen ließe und somit keine Ware für den Verkauf zur Verfügung stünde.

Diese Gedanken gingen mir durch den Sinn, als mein Telefon loslärmte.

Mein Gesprächspartner hatte keine Hiobsbotschaft zu verkünden. Er wollte mich noch heute wegen eines Angebotes sprechen. Freudig erregt sagte ich, ich sei bereits auf dem Weg zu ihm. Ich warf mich in meinen Trenchcoat, beeilte mich das Büro zu verlassen und floh so vor den üblichen Montagsüberraschungen.

Der Weg zu dem alten Krankenhaus war nicht weit und so war der Anrufer recht erstaunt, als ich kurz danach in seinem Büro in der technischen Abteilung auftauchte.

Mit kurzen Worten erklärte er mir den Grund seines Anrufs. Die Kosten für auszuführende Reparaturarbeiten sollte ich ihm als Angebot einreichen.

Beim Hinausgehen fragte ich noch, in welchem Gebäude ich mir die auszuführenden Arbeiten ansehen könnte. „Sie kennen sich doch hier gut aus“, rief er mir zu, “die Pathologie finden Sie sicher alleine.“

Aha, die Pathologie, dachte ich und lief etwas langsamer. Ich war früher bereits einmal in diesem uralten, muffigen Kellergewölbe gewesen. Das Gemäuer stammte sicher noch aus der Zeit um 1900.

Ich stieg die ausgetretenen Stufen hinab. Liebe Sonne ade, der Hades wartet auf mich. Ein Lufthauch wehte mir entgegen, als ich die erste Kellertür öffnete. Nun atmete ich dumpfe Kellerluft gemischt mit dem Geruch von Desinfektionsmitteln ein.

Im Halbdunkel tappte ich den Mittelgang in Richtung einer stärkeren Lichtquelle.

Ehe sich meine Augen an das hellere Licht gewöhnt hatten, tauchte eine kleine, gedrungene Gestalt vor mir auf. Dann erkannte ich den Zerberus dieser Gruft.

Ein ehemals weißer Kittel, jetzt mit undefinierbaren Flecken übersät, spannte sich über seinem kleinen Spitzbauch. Trotz des angefressenen Zigarrenstummels in seinem Mund quetschte er eine Begrüßung hervor. „Kommen Sie bitte, ich zeige Ihnen die beschädigten Fliesen und die abgerissenen Türdichtungen, die erneuert werden müssen“, murmelte er etwas undeutlich.

Hier möchte ich kurz den Raum beschreiben, in dem wir uns befanden. Die Wände und der Boden waren gefliest. Eine Wand aus Dämmpaneelen teilte den Raum in seiner Länge. In dieser Wand befand sich eine Tür neben der anderen. Es waren zehn Türen.

Hinter jeder dieser Türen lag eine Leiche auf einer fahrbaren Bahre.

Mit den Worten: „Ich lasse Sie jetzt alleine“, entschwand der Kellergeist.

Also Taschenlampe angeknipst, Notizblock, Zollstock und Stift in die Hände genommen und rein in die erste Tür. Der anfangs beschriebene Geruch schlug mir nun verstärkt entgegen. Ich meinte noch einen weiteren Bestandteil in der Luft zu riechen, doch wollte ich darüber lieber nicht nachdenken. Die Bahre mit der Leiche etwas zur Seite gedrückt, und mich vorbeigequetscht. Beschädigte Wand-und Bodenfliesen notiert und auf der Rückseite des Raumes weitergeschlichen.

Die Kühlanlage sprang plötzlich klappernd an und verwirbelte den durchdringenden Geruch im Raum. Zwischen jeder Bahre zur Tür gedrängelt, um die Dichtungen zu kontrollieren. Mein Gott war das eng hier, dachte ich. Um zu messen, musste ich mein Notizbuch mit dem Kuli auf einer der Bahren ablegen.

Lieber Leser, hier muss ich leider eine Illusion zerstören. Die Leichen liegen nicht, wie oft in den Krimifilmen dargestellt, sauber abgedeckt und ordentlich gekämmt da.

Nein, hier lagen die Körper, so wie sie gestorben waren, nackt und oft noch mit den Spuren der vergeblichen Operationen auf den Unterlagen. Aufgedunsene Bäuche mit gelber Desinfektionsfarbe und grob vernähte Schnitte sind sicher kein schöner Anblick. Ich war heilfroh, kein Kind zu entdecken.

Ich bückte mich, nahm an der Tür Maß von oben nach unten, streckte mich und wollte die Maße in mein Notizbuch eintragen. Da blieb meine ausgestreckte Hand wie erstarrt in der Luft stehen. Etwas hielt mich hinten am Trenchcoat fest. Ich hielt die Luft an und fasste nach hinten. Meine Hand berührte einen kalten Fuß, dessen Zeh sich im Gürtel des Mantels verhakt hatte. Ich zerrte am Gürtel und kam frei.

Durch den Ruck stieß ich gegen die andere Bahre, worauf mein dort abgelegter Kugelschreiber unter den dort liegenden Körper rollte. Mit der Taschenlampe geleuchtet und mit spitzen Fingern den Kuli wieder hervorgeholt.

Die letzten Maße waren eher geschätzt als gemessen. Nur raus hier, war mein Gedanke.

Ich drängelte mich wieder bis zur ersten Tür durch und begab mich zum Herrn der Toten. Ich entdeckte ihn in seinem kleinen Aufenthaltsraum, der von Zigarrenqualm zugenebelt war. Jetzt eine Zigarette dachte ich und kramte die Schachtel aus meinem Mantel. So saßen wir eine Weile schweigend und rauchend, ehe wir auf den Montageablauf zu sprechen kamen.

Er sah auf seine Uhr, meinte es wäre Zeit für sein Frühstück und ging zu einem kleinen Kühlschrank, der vor dem Raum an der gegenüberliegenden Wand stand.

Mehr zufällig als neugierig sah ich, wie er ein in Pergamentpapier eingewickeltes Päckchen zurückbrachte, es öffnete und in eine Stulle biss. Doch was enthielten die Plastikbeutel, die ich neben seinen Stullen im Kühlschrank gesehen hatte?

Ich fragte. Noch kauend verstand ich, dass es entnommene Organe und andere Teile seien, die er für die Studenten, oder auch für ergänzende Untersuchungen aufbewahrte. Es würgte in meiner Kehle.

Ein Geräusch ließ uns in Richtung einer Tür blicken, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Zwei schwarz gekleidete Männer schoben fast würdevoll einen Sarg, der auf einer fahrbaren Unterlage ruhte, in den Keller. Sie nahmen den Sargdeckel ab und legten ihn auf den Boden. Das kauende Unikum rief den beiden Beerdigungskräften zu, dass sie den Gesuchten hinter Tür Nr. 5 fänden.

Wie gebannt verfolgte ich den weiteren Ablauf. Sie zogen die männliche Person, es war die, die sich in meinem Gürtel verfangen hatte, mit der Bahre neben ihren Sarg. Dann packte einer die Füße und der andere fasste unter die Arme der mageren Leiche. Der am Kopfende zählte „eins, zwei und drei“ und mit Schwung flog der alte Mann in den offenen Sarg. Es polterte wie ein Sack Kartoffeln. Der Deckel wurde aufgelegt und sie verschwanden.

Es ist jetzt höchste Zeit ebenfalls zu verschwinden, überlegte ich, verabschiedete mich vom Herrscher der Unterwelt und stürzte ins Freie, in die frische Luft.

Nach diesem Erlebnis empfand ich den Lärm und die Hektik in unserem Büro wie eine Wohltat und langsam entspannten sich meine Nerven.

©Dieter Kermas

Image:  pixabay.com

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Der Zauberkasten

October 21, 2017 by Dieter Kermas Leave a Comment

Der Zauberkasten

(Eine Kurzgeschichte von Dieter Kermas)

Er war unscheinbar. Weder Farbe noch Form ließen erahnen, welche Werte sich in seinem Inneren verbargen. Das Wohl und Wehe der Familie hing jedoch davon ab, was er von Zeit zu Zeit preisgab.

Nur dem Vater oblag es, den Zauberkasten zu öffnen. Das tat er in aller Stille und sichtlich voller Anspannung. Er allein besaß den Schlüssel, den er stets sorgfältig verwahrte. Der Inhalt wechselte und er konnte nie sicher sein, ob er eine gute oder schlechte Nachricht enthielte.

Mit einer gewissen Unruhe wartete die Familie auf seine Rückkehr und schaute auf sein Gesicht, um bereits daran abzulesen, wie der weitere Tag verliefe. Sahen sie seine Mundwinkel nach unten gebogen, stellten sie lieber keine Fragen. Zeigten die Mundwinkel jedoch nach oben, bestürmten sie den Vater, er möge ihnen die gute Nachricht mitteilen.

Ab und zu geschah es, dass der Vater so früh zur Arbeit ging, dass keine Zeit blieb, sein Schicksal für diesen Tag aus dem Zauberbehälter zu erfahren. Dann bangte die Familie bis in den späten Abend, der Inhalt des Kastens möge ein Erfreulicher sein.

Nicht jeden Tag war der Zauberkasten gewillt, seinen Inhalt preiszugeben und der Vater schaute vergeblich in das tiefe Dunkel. Sollte er eines Tages von dieser Welt abtreten, bekäme sein ältester Sohn Tobias den Schlüssel, so wie sein Vater ihm den Schlüssel übergeben hatte. Selbst Tod und Leben vermochte der Kasten zu verkünden. Das waren die Tage, an denen die Familie die Schicksaltruhe, wie sie ihn heimlich nannten, voller Ehrfurcht betrachtete.

Die Jahre kamen und gingen und der Zauberkasten bestimmte wie eh und je ihr Leben. So war es auch an jenem grauen, nebelverhangenen Novembertag, als der Vater die Nachricht, die der Kasten für ihn bereithielt, zuerst nicht fassen konnte, denn an diesem Tag bedeutete die Nachricht großes Unglück für die Familie.

Mit kraftloser Stimme berichtete der Vater, er hätte heute seine Arbeit verloren und sie müssten nun von den Almosen des Staates leben. Warum nur hatte der Zauberkasten so eine existenzbedrohende Nachricht übermittelt? Tobias meinte, sie hätten vielleicht den Kasten nicht mit gebührender Achtung behandelt, oder ihn nicht genügend gepflegt. Sicher hatte er bereits viele Jahre brav seinen Dienst verrichtet, doch er sah immer noch wie neu aus. Daran konnte es wohl nicht gelegen haben.

Plötzlich stand der Vater auf und lief, nachdem er lautstark den Kasten für sein Unglück verantwortlich gemacht hatte, zum Zauberkasten und riss ihn aus der Verankerung. Mit zornrotem Kopf warf er ihn in hohem Bogen in die Mülltonne.

Am nächsten Morgen klingelte es. Tobias öffnete und ehe er fragen konnte, worum es ginge, sprach der Postzusteller: „Und wo soll ich jetzt die Briefe einwerfen?“

©Dieter Kermas

Image:  pixabay.com

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MUT

July 2, 2017 by Dieter Kermas Leave a Comment

Mut

(Eine Kurzgeschichte von Dieter Kermas)
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Der Wetterbericht versprach einen sonnigen, warmen Sommertag.
Es war noch recht früh am Morgen. Lange nicht Rad gefahren, dachte ich.
Nach einem kurzen, heftigen Kampf, den inneren Schweinehund besiegt und den Drahtesel aus seinem Tiefschlaf geweckt.
Luftdruck geprüft, nachgepumpt. Bremsen geprüft, nachgestellt.
Hosenklammern angelegt.
Nun konnte es losgehen.

Zuerst fuhr ich in Richtung Teltowkanal. Den Uferweg musste ich mir mit Joggern, Hundebesitzern und Spaziergängern teilen. Nach unfallfreier Umkurvung dieser teils unberechenbaren Hindernisse, bekam ich Lust auf eine Pause.
Zwei Kilometer weiter fand ich eine Uferböschung, die zur Rast einlud.
Rad gesichert und mich auf dem warmen Sonnenplätzchen langgemacht.
Für den ersten Ausflug nach der langen Pause, so dachte ich, wäre es nun Zeit den Heimweg anzutreten.

Um den Weg bis nach Hause möglichst autostraßenfrei zurückzulegen, wählte ich eine Strecke durch den Steglitzer Stadtpark.
Wie am Kanal, so tummelten sich hier wiederum die oben beschriebenen Hindernisse. Kinderscharen erschwerten zusätzlich ein flottes Vorankommen.
Nun, ich hatte ja Zeit und konnte den kurzen Rest des Weges im langsamen Tempo hinter mich bringen.
Ein schwarzes, flatterndes Etwas versuchte von rechts nach links an meinem Rad vorbei zu flüchten. Ich hielt sofort an, stieg ab und sah genauer hin.
Das könnte eine junge Krähe sein, stellte ich fest. Wohl zu früh aus dem Nest gefallen, war mein zweiter Gedanke. Hat die Flugprüfung wohl nicht bestanden, konstatierte ich.
Mach´ s gut, und suche lieber deine Eltern, wollte ich noch rufen, als ein lautes, hechelndes Japsen mein Ohr erreichte.
Ich drehte mich um. Liebe kleine Krähe, jetzt kommen ernste Probleme auf dich zu, dachte ich sofort.

Ein weißer, braun und schwarz gefleckter Terrier rannte bellend hinter einem kleinen Jungen her, der mit seinem Roller, laut „Mama“ rufend, dem jagdeifrigen Hund zu entkommen suchte. Den bittenden Zuruf der besorgten Mutter ignorierte die Hundebesitzerin und ließ ihren Liebling sich ungehindert austoben. Erst nachdem die Mutter des kleinen Jungen dem Hund mit der Handtasche drohte, ließ er ab, um dann nach neuen jagdbaren Lebewesen zu suchen.

Es konnte sich nur um Sekunden handeln, und die junge Krähe wäre sein nächstes Opfer geworden. Der Ausgang dieser Begegnung war mir vollkommen klar. Im Geist sah ich bereits den zerfledderten Körper des jungen Vogels.
Jetzt musste ich schnell handeln und in das Geschehen eingreifen.
Rad hingelegt. Der noch recht flinken Krähe nachgeeilt und nach einigen Fehlversuchen erwischt. Voller Angst schrie die kleine Krähe markerschütternd in meinen Händen.
Wohin mit ihr, dachte ich. Da bot sich eine sehr dicht zugewachsene Eibe als Versteck an.
Ein paar Schritte und ich steckte das unablässig schreiende Bündel zwischen die Zweige, so hoch es ging. Dort krallte sich das Häufchen Unglück sogleich an einem Ast fest.
Anstatt nun dankbar den Schnabel zu halten, lärmte das kleine Biest ohne Pause weiter.
Schrei nur solange du willst, dachte ich und kletterte wieder auf mein Rad.

Dann ging alles sehr schnell. Ein Rauschen über mir und ein wütendes, heiseres Krächzen drang an meine Ohren. Ehe ich wusste, was los war, spürte ich einen heftigen Flügelschlag an meinem Kopf und gleichzeitig fuhren spitze Krallen durch meine Haare, so dass diese nach vorne gekämmt wurden.
Die Elternkrähen hatten mich zum Feind ihres Sprösslings erklärt und attackierten mich mutig und gnadenlos. Während eine Krähe abdrehte und, so vermutete ich, zum Jungvogel flog, setzte die zweite Krähe erneut zum Sturzflug an. Zuerst wollte ich nach dem Vogel schlagen, hätte aber dabei eventuell die Balance verloren. Also duckte ich mich. Nun aber so schnell wie möglich weg von hier, dachte ich und trat heftig in die Pedalen. Nun ist es leider nicht möglich in voller Flucht, beide Hände am Lenker zu halten und auch noch den Angriff des Vogels abzuwehren. So duckte ich mich noch tiefer und floh so schnell ich treten konnte. Als die Entfernung zur jungen Krähe dem Elternvogel groß genug erschien, ließ er von mir ab und verschwand.

Nachdem nun alles vorüber war, hielt ich an und sah zurück. Erleichtert stellte ich fest, dass der Terrier mit seinem Frauchen in einen anderen Weg abgebogen war und keine Gefahr mehr für den Jungvogel darstellte.
Die Krähen umflogen die Eibe und kümmerten sich um ihren Nachwuchs.
Langsam sammelte ich mich wieder und schwor, in meiner anfänglichen Aufregung, den Krähen ewige Fehde.
Doch bald wandelte sich meine Wut in große Achtung vor dem Mut der Vögel, die ohne Rücksicht auf die Folgen angegriffen hatten.

Den Film „Die Vögel“ von Hitchcock, sehe ich seit diesem Tage mit ganz anderen Augen.

©Dieter Kermas

Image:  Wikimedia -Theatrical poster for the film The Birds (1963)

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Dieter Kermas, CaliforniaGermans Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays which have been published here at CaliforniaGermans. (You can find the stories here on CaliforniaGermans.com by putting “Dieter Kermas” into the Search Box.) Apart from his childhood memories he is also sharing some of his short stories and poems on CaliforniaGermans. Dieter Kermas, who loves to write, is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.

To get in touch with Dieter Kermas, please send an email with subjectline “Dieter Kermas” to: californiagermans@gmail.com
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Die Reise

June 25, 2017 by Merrill Lyew Emanuel Leave a Comment

Die Reise

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(* Eine Micro-Fiction Story von Merrill Lyew Emanuel)
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Ich zog die Gardinen des Hotelfensters zurück, das Zimmer hellte sich auf, die warmen Sonnenstrahlen drängten durch die Haut.
Ich holte mir ein buntes Polohemd aus dem Gepäck.
Im kompakten Mietwagen bog ich meine langen Beine zusammen, dann traten wir die ersehnte Tour durch das unbekannte Bergland an. Zügig fuhren wir durch die allzu steilen Straßen. Beim Klettern wurde der Blechkasten merklich langsamer. Dafür raste er mit wahnsinniger Eile bergab. Mein Herz hämmerte hart gegen den Magen. Ich bereute es, überhaupt eingestiegen zu sein. Endlich blieb der Wagen schnaufend stehen.
Ich schwöre, in eine Achterbahn steige ich nie wieder ein.
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©Merrill Lyew 2016
Image: Pixabay.com
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* WHAT IS Micro-Fiction/Flash-Fiction?  -Mikro-Fiction tells a story in 10 to 300 words. Flash-Fiction does this in 300 to 750 or up to 1000 words.
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Merrill Lyew EmanuelAs a recent retiree, Merrill Lyew Emanuel now has time for his old and new hobbies. Within his hobbies are writing fan fiction in German, solving chess puzzles, repairing things at home that are not broken, doing a little bit of social media, reading every and anything that looks like a book, traveling a little, and taking snapshots with his mirrorless camera.

Having lived in Germany, Costa Rica and the USA, he is fluent in the languages of these countries. As a professional geographer he traveled profusely throughout Latin America. He is living in Southern California for over thirty years. Find more of his work at http://www.merrillius.net

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SPARMASSNAHMEN

May 13, 2017 by Merrill Lyew Emanuel Leave a Comment

 Sparmaßnahmen

(Ein Drabble* von Merrill Lyew Emanuel)
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Beim kalifornischen DMV windet sich die Kundenreihe um das Gebäude herum, wie eine dahinkriechende Schlange. Die Beamtin Mary müht sich lustlos hinter dem Tresen ab. Bei jedem Klienten überprüft sie, ob das richtige Formular vorliegt, ob es vollständig ausgefüllt ist, ob der Antrag auf Führerschein rechtens ist. Sie heftet Akten ab, lichtet Passbilder ab, nimmt Fingerdrucke ab.

Apathisch quält sie sich durch die Minuten des Tages, dabei macht sie einen Patzer nach dem anderen. Aufgrund der Sparmassnahmen im Staatshaushalt sind die Planstellen halbiert worden, leere Stellen verbleiben leer. Die Gescheiten finden anderswo leicht einen Job, nur Mary bleibt beim DMV.

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©Merrill Lyew 2016
Image: Pixabay.com
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* WHAT IS a Drabble?  – A drabble is a short work of fiction of around one hundred words.
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Merrill Lyew EmanuelAs a recent retiree, Merrill Lyew Emanuel now has time for his old and new hobbies. Within his hobbies are writing fan fiction in German, solving chess puzzles, repairing things at home that are not broken, doing a little bit of social media, reading every and anything that looks like a book, traveling a little, and taking snapshots with his mirrorless camera.

Having lived in Germany, Costa Rica and the USA, he is fluent in the languages of these countries. As a professional geographer he traveled profusely throughout Latin America. He is living in Southern California for over thirty years. Find more of his work at http://www.merrillius.net

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Discover the World with Adolesco.org

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Ein Mord(s)igel

March 19, 2017 by Dieter Kermas Leave a Comment

Ein Mord(s)igel

(Eine Kurzgeschichte von Dieter Kermas)
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Die Dämmerung senkte sich über die Landschaft. Die Vögel suchten sich einen Rastplatz für die Nacht, Insekten verkrochen sich, um nicht auszukühlen und die Blüten schlossen die Kelche.
Es war Wachablösung in der Natur.
Katzen verließen ihren warmen Schlafplatz und schlichen aus dem Haus, Mäuse begannen ihre nächtlichen Wanderungen und die Fledermäuse schwangen sich in den Abendhimmel, um Nachtinsekten zu jagen.

Versteckt unter einem Brombeerstrauch streckte und reckte sich Alois der Igel. Sein Blick ruhte kurz auf der Igelin und den vier winzigen Kindern, die zusammengekuschelt noch schliefen. Seine Nachkommenschaft hatte er zufällig auf seinen nächtlichen Wanderungen entdeckt. Die Natur hat es so eingerichtet, dass Igel, kaum dass sie eine Partnerin gefunden haben, kurz darauf als Einzelgänger ihres Weges gehen müssen.
Heute werde ich einen anderen Weg als sonst einschlagen, beschloss er und trippelte in Richtung Landstraße, die ihn von den Wiesen trennte.
Sssit, sssit, sssit, so rauschte der Feierabendverkehr an ihm vorbei. Und Alois wartete.
Erst spät, als die Chance größer war, den Fahrdamm lebend zu überqueren, stand er auf und schaute nach den Lichtern, die den Tod brachten. Viele seiner Artgenossen hatten es nicht geschafft, die andere Straßenseite zu erreichen.
Er hatte gelernt, wann er es wagen konnte loszulaufen, um auf der andere Seite heil anzukommen..

So auch heute. Von beiden Seiten näherten sich keine Lichter und so rannte er los. Mit klopfendem Herzen schaffte er es. Sein Schwung war so groß, dass er in den Straßengraben kullerte und atemlos liegen blieb.
Diesen gefahrvollen Weg nahm er auf sich, weil er hier auf der Wiese die fettesten Regenwürmer und die knackigsten Käfer erbeuten konnte.
Er wuselte bedächtig durch das hohe Gras, ließ sich einen eingeschlafenen Heuhüpfer, eine fette Raupe und einen mindestens fünfzehn Zentimeter langen Regenwurm schmecken.

Er trippelte den Fußweg entlang, der zum Dorf führte und auf dem er sicher sein konnte, einige Schnecken als Nachtisch zu finden.
Ein wenig vorsichtig musste er schon sein, hier ohne Deckung durch das Gras. Katzen brauchte er nicht zu fürchten und auch Meister Reinecke hatte sich eine blutige Nase an seinen Stacheln geholt. Sollte er jedoch einem Dachs begegnen, so standen seine Chancen schlecht, denn dieser hatte eine Jagdmethode, gegen die er sich nicht wehren konnte. Auch einen gefährlichen Uhu gab es in dieser Gegend nicht und so marschierte er, satt und zufrieden, zurück zur Straße.

Am Straßenrand sah er hinüber zur gegenüberliegenden Seite, weil sich dort etwas bewegte. Ja tatsächlich, er erkannte die Igelin mit den Kindern, die sich anschickten, die Straße zu überqueren.
Sie hatten fast die Mitte der Fahrbahn erreicht, als sich ein Motorrad mit zwei johlenden jungen Männern näherte.
»Das schaffst Du nie, den Igel zu erwischen«, hörte Alois den Burschen auf dem Rücksitz rufen.
»Wenn´s weiter nichts ist, pass auf, so geht´s«, schrie dieser zurück und lenkte geradewegs auf das Tier zu. Es gab nur ein leises, schmatzendes Geräusch, als das Vorderrad die Igelin überfuhr.
»Jetzt wird es schwieriger«, grölte der Fahrer, »die anderen sind ganz schön klein.« Er wendete und setzte erneut zur Jagd an.

Die vier Igelchen saßen wie erstarrt mitten auf der Fahrbahn, sodass es kein Kunststück war, in aller Ruhe die Tiere anzuvisieren. Drei erwischte der Fahrer beim ersten Anlauf. Das vierte Igelkind erhielt nur einen Schubs, wobei es sich die Hinterbeine brach, in den Graben geschleudert wurde und einige Zeit darauf verendete.
Voll zufrieden mit ihrer Heldentat, brauste der Motorradfahrer mit seinem Kumpan laut lachend zurück ins Dorf.
Alois saß wie erstarrt am Straßenrand.
Nach und nach wich die Starre und er rannte, so schnell ihn seine kurzen Beinchen trugen, hinüber zum Waldrand. Diesen Anblick würde er seinen Lebtag nicht vergessen.

Ein paar Tage später traf er auf einen Igel, der unvermutet in seinem Revier auftauchte.
Sie liefen kurz nebeneinander her, wobei Alois erst ein Fauchen und dann ein knurrendes Geräusch von sich gab, um den Eindringling zu vertreiben. Das wirkte und der Gegner lief auf die Straße.
In diesem Augenblick hörte Alois ein Motorrad kommen. Es waren wieder die beiden Burschen, denen es sichtlich eine Mordsgaudi war, Igel zu überfahren. Im nächsten Moment war es auch schon geschehen. Der fremde Igel lag flach gefahren am Straßenrand.
Alois wünschte, es gäbe eine gerechte Strafe für diese Freveltat und verzweifelte bei dem Gedanken, nichts tun zu können.

Eines Abends, er war am Wiesenrand unterwegs, fand Alois ein Nest mit sechs kleinen, nackten Mäuslein. Da hab ich aber heute Glück, dachte er und wollte gerade das erste Mäuslein packen, um es zu verspeisen. Plötzlich blendete ein helles Licht seine Augen. War das etwa ein Auto, das hier entlangfuhr, ging es ihm durch den Sinn. Doch er konnte kein Motorgeräusch vernehmen. Vielmehr hörte er eine helle, sanfte Stimme, die zu ihm sprach: »Wenn Du die Mäuslein verschonst, dann hast Du drei Wünsche frei.«
Er kniff die Augen zusammen, um deutlicher zu sehen, wer oder was das war, das da sprach.
Verwirrt sah er eine lichtumflutete Gestalt, die wie eine Maus aussah. Bei näherem Hinsehen entdeckte er, dass sie zwei Flügel hatte und so einer leuchtenden Fledermaus ähnelte.
»Äh, wie, ich, was soll ich mir denn wünschen?«, fragte er, wobei seine Gedanken wirr im Kopf herumsausten.
»Überlege nicht zu lange«, mahnte die Elfenmaus, wobei ihr Leuchten bereits etwas schwächer wurde.
Plötzlich fielen ihm die Burschen auf dem Motorrad ein, die soviel Leid über die Igel gebracht hatten.
Er dachte an seine Rachegefühle und sprach mit fester Stimme: »So wünsche ich mir einen Panzer so fest wie von einer Schildkröte, Beine so flink wie von einem Hasen und meine Stacheln sollen lang, spitz und eisenhart sein.«
»So sei es denn«, hörte er noch, bevor ihm die Sinne schwanden.

Lange lag er regungslos und wie tot am Boden. Zuerst zuckte es in seinen Gliedern und kurz darauf gelang es ihm seine Augen zu öffnen. Was habe ich nur für einen Unsinn geträumt, dachte er und schüttelte sich. Er drehte seinen Kopf nach allen Seiten, um sich zu vergewissern, wo er war. Da erschrak er. Sein Blick war auf die Stacheln an seiner Schulter gefallen. Die sahen viel länger und viel spitzer aus. Im selben Moment hatte er das Gefühl, sein Rücken würde ihn zu Boden drücken. Sollte der Traum Wirklichkeit geworden sein, ging es ihm durch den Kopf? Vorsichtig reckte er sich, streckte seine Beinchen und war im Begriff, den nahen Abhang hinaufzuklettern, als ihn der vorbeistreichende Fuchs entdeckte. Warte, sagte sich der Fuchs, ich kann dich zwar nicht fressen, aber etwas ärgern möchte ich dich schon. Mit diesem Vorsatz sprang er auf Alois los und versuchte ihn mit der Pfote umzudrehen. »Au, au, wie spitz sind heute deine Stacheln«, japste er und leckte sich die Pfote. Alois schüttelte sich, schnaufte ärgerlich über die Belästigung und rannte los. So schnell und so unerwartet, dass der Fuchs an seinem Sehvermögen zweifelte. Was mag die stachlige Bürste nur gefressen haben, dass sie so flink rennen kann, grübelte Reinecke und setzte kopfschüttelnd seinen Weg fort.

Igel Alois war selber über seine Rennfähigkeit überrascht. Dann habe ich wohl doch nicht geträumt, überlegte er. Meine Stacheln sind spitzer und länger, ich kann rennen wie ein Hase, und so wird mein Rücken sicher so hart wie der von einer Schildkröte sein, da war er sich sicher.

Es vergingen mehr als zwei Wochen. Alois hatte sich an seinen neuen Körper gewöhnt, wobei es ihm große Freude bereitete drohenden Gefahren einfach davonzurennen.
Eines Abends, er war auf dem Rückweg von der Wiese, hörte er beim Überqueren der Straße das ihm vertraute Geräusch eines Motorrads.
Sollten das die beiden aus dem Dorf sein, die Jagd auf Igel machten?
Dann ist heute der Tag, an dem ich sie zur Rechenschaft ziehen werde, beschloss Alois und legte sich am Straßenrand auf die Lauer.

Das Geräusch kam näher und Alois erkannte im Mondlicht die zwei Übeltäter.
Flink huschte er auf die Fahrbahn, sodass er im Scheinwerferkegel gut zu sehen war.
Sofort hatten sie ihn entdeckt, freuten sich lautstark über ihr nächstes Opfer und fuhren sofort auf den Igel zu. Alois rannte los.
»Was ist denn mit dem los? Das gibt es doch nicht, wie schnell der ist«, wunderte sich der Motorradfahrer.
»Pass auf, lass ihn nicht entwischen«, stachelte ihn sein Freund lautstark an.
Mit aufheulendem Motor versuchten sie, den Igel einzuholen. Die Hatz wurde schneller und schneller.

In dem Moment, als sich das Motorrad dem dahinrasendem Igel bis auf ein paar Meter genähert hatte und die Jäger in der Vorfreude auf ihren Erfolg johlten, blieb Alois plötzlich wie festgenagelt stehen.
»Jetzt bist du dran«, brüllte der Sozius . Dann traf das Vorderrad auf den Igel, verlor schlagartig die Luft, der Lenker wurde dem Vordermann aus der Hand gerissen und das Motorrad flog in einem hohen Bogen von der Straße. Unglücklicherweise stand dort ein Alleebaum. Mit einem kaum hörbaren Knacken brach sich der Fahrer das Genick. Sein Mitfahrer prallte mit dem Kopf heftig gegen einen Stein und wurde bewusstlos in das Krankenhaus eingeliefert. Nachdem er wieder zu sich gekommen war, behauptete er unbeirrt, ein Igel wäre mindestens fünfzig Kilometer schnell vor ihnen hergelaufen, wäre dann stehen geblieben und seine Stacheln hätten ihren Reifen zerstochen.
Die Ärzte diagnostizierten eine schwere Bewusstseinstörung und empfahlen dringend eine Psychotherapie.

Was aus Alois geworden ist?
In jener Nacht sah er die leuchtende Elfenmaus wieder im Traum und sie sprach zu ihm:
»Du hast deine drei Wünsche nun aufgebraucht, und wenn du aufwachst, dann wirst du dich an nichts mehr erinnern.«
So geschah es und Alois lebte noch viele Jahre glücklich in seinem Revier.
Nur wenn er an dem bewussten Alleebaum vorbeikam, war es ihm, als wäre hier etwas vorgefallen.
Doch es fiel ihm nicht ein und er setze ein wenig nachdenklich seinen Weg fort.

© Dieter Kermas

Image: Pixabay.com

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Dieter Kermas, CaliforniaGermans Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays which have been published here at CaliforniaGermans. (You can find the stories here on CaliforniaGermans.com by putting “Dieter Kermas” into the Search Box.) Apart from his childhood memories he is also sharing some of his short stories and poems on CaliforniaGermans. Dieter Kermas, who loves to write, is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.

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Das Nagetier

February 19, 2017 by Dieter Kermas 2 Comments

Troll - Das Nagetier

Das Nagetier

(Eine Kurzgeschichte von Dieter Kermas)
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Sitzen zwei Trolle auf einem bemoosten Felsen und betrachten das festliche Treiben unten im Tal. „Sie feiern das Mittsommerfest“, murmelt einer. „Das verstehe ich nicht“, sinniert der Zweite. „Sie wissen doch, dass die Tage jetzt kürzer werden und bald Schnee und Eis unser Land zudecken. Da lob ich mir die Wintersonnenwende. Da werden die Tage länger und die Sonne scheint bald wärmer.“

Ersterer schaut seinen Nachbarn an und bemerkt mit einem Grinsen: „Da sagst du nur, weil du seit zweihundert Jahren an Rheumatismus leidest.“
„Du kannst ruhig lästern,“ wehrt sich der Verspottete, „wenn ich dich so betrachte, hat der Zahn der Zeit auch an dir genagt. Schau dir deinen Bart an. Da ist mehr Moos drin als unsere Moosunterlage, ganz zu schweigen von deinen Augen, die man durch die Falten kaum erkennen kann.“

Der so Zurechtgewiesene schweigt eine Weile und meint dann bedächtig: „Du hast vom Zahn der Zeit gesprochen. Wenn ich es mir so überlege, gibt es kaum einen Zahn auf der Welt, der schärfer ist. Ich würde sogar behaupten, es ist der schärfste Zahn auf dieser Welt. Es gibt kein Lebewesen und kein Ding, an dem er nicht nagt. Denk mal an unseren großen Felsen, wo wir seit Jahrhunderten unsere Versammlungen haben. Der Felsen schien für die Ewigkeit gemacht. Er war so hart und glatt, dass es selbst uns nicht gelang ihn zu ritzen. Doch just vor zwei Jahren mussten wir sehen, wie sich ein Riss mitten durch unseren Stein zog. Ich bin mir sicher, dass er eines Tages in zwei Teile zerfallen wird. Es bedarf nur etwas Zeit.Diesem Nagetier entgeht niemand und nichts auf der Welt. Bedrückend, oder?“

Sein Nebenmann legt das Gesicht in noch mehr Falten und gibt zu bedenken: „Wenn das so ist, dann wäre es doch durchaus möglich, dass der Zahn der Zeit selbst unsere Erde zernagt?!“
„Wenn wir den Gedanken bis zum Ende verfolgen, dann wird es wohl so sein,“ stimmt der Angesprochene zu.
„Hast du nicht ein Beispiel, wo das Zeitnagetier mal was Gutes vollbracht hat?“, versucht dieser diesem Gedanken eine positive Wendung zu geben.
„Doch, habe ich,“ versichert der Moosbärtige verschmitzt lächelnd. „Vor ein paar Tagen traf ich einen Fuchs. Dieser berichtete mir freudestrahlend, dass er heute großes Glück gehabt hätte. Er wäre durch sein Revier geschnürt, als sein Bein plötzlich auf etwas Spitzes getreten sei. Als er nachgeschaut habe, sei ihm der Schreck in alle Glieder gefahren. Sein Fuß stand mitten in einer von den Menschen versteckten Schlagfalle.“
„Und wo ist da das große Glück?“, kam die Frage des Zuhörers.
„Das ist schnell erzählt“, fuhr ersterer fort. Der Zahn der Zeit hatte so lange an dem Eisen genagt, bis der Rost die ganze Falle überzogen und sie somit unbrauchbar gemacht hatte.“

Der zweite Troll rieb sich die Kartoffelnase, stand auf und schlug vor: „ auf das gute Ende der Geschichte sollten wir einen trinken. Wenn es dunkel wird und die Menschen müde vom Feiern schlafen, schleichen wir zu den Hütten und finden sicher etwas, womit wir anstoßen können.“

© Dieter Kermas

Image: Pixabay.com

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