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World War II

Erstes Ausweichen nach Westen

September 15, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

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Essays by Dieter Kermas  –  (Part 8 )
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Eine Warnung

Der Herbst rückte näher und die militärische Lage war für Deutschland katastrophal. Ich merkte davon nichts und freute mich, wenn ich mit Oma Pilze suchen durfte und am Waldrand Brombeeren naschen konnte.

Dieser Friede wurde jäh unterbrochen, als es eines Nachts an unserer Haustür Sturm läutete. Mutter war zuerst am Fenster, um zu sehen, wer da wohl Einlass begehre. Vater, der inzwischen auch munter geworden war, stand auch auf. Mutter erzählte mir am nächsten Morgen, dass sie einen gehörigen Schrecken bekommen hatte. Sie hatte ein Motorrad mit Beiwagen erkennen können, auf dem ein Mann, bekleidet mit einer wattierten Steppjacke hockte.

Was lag näher, als zu glauben, die ersten Russen wären da.  Erst als eine Stimme rief: » Adele, nun mach schon auf! « , erkannte sie ihren Bruder Gustav. Gustav hatte sich auf eigenes Risiko von der nicht all zu weit entfernt liegenden Truppe entfernt, um uns mitzuteilen, dass alles aus sei, und wir uns auf die Vertreibung aus dem Sudetenland vorbereiten sollten. Er blieb nur den Rest der Nacht bei uns und verschwand im Morgengrauen wieder zu seiner Einheit. Ich war durch das Stimmengewirr auch wach geworden, konnte Onkel Gustav gerade noch begrüßen, ehe Mutter mich wieder ins Bett scheuchte.

Bald hielt der Winter Einzug und begann bereits Anfang Oktober mit einigen Schneeflocken auf sich aufmerksam zu machen. Da bekam ich meine ersten Ski vom Woiner–Tischler. Ski und Stöcke waren schwarz.   Ich war so stolz, dass ich sofort von der Tischlerei meine ersten Laufversuche in Richtung Markt unternahm.

Es wurde Februar, und an manchen Tagen schien die Sonne so stark, dass sich das erste Gras in den getauten Löchern im Schnee sehen ließ. Bei meinen Ausflügen in der Umgebung fand ich auf den Ästen der Büsche und auf dem Boden blanke Streifen aus Silberpapier. Ich sammelte einige davon auf und brachte sie nach Hause. Mutter wusste auch nicht was das sein sollte. Vater sah sich die ca. 30 Zentimeter langen und ca. 4 Zentimeter breiten Streifen an und erinnerte sich dann, davon gehört zu haben.

Diese Streifen wurden von feindlichen Flugzeugen abgeworfen, um die Funkortung zu erschweren. Warum die Streifen jedoch über unserem Dorf abgeworfen wurden, konnte er sich auch nicht erklären.

FLucht nach Aussig

Mitte Februar 1945 wurde das letzte Kapitel Neustadt  geschrieben.

Über Nacht hatte man alle Gefängnisse geöffnet und die Strafgefangenen liefen in die Häuser, um ihre Sträflingskleider gegen Zivilkleider umzutauschen. So kamen sie auch in unsere Wohnung, sicher nicht ganz zufällig, dazu wohnten wir viel zu unauffällig, sondern sie hatte einen Tipp bekommen. Vaters Hosen waren ihnen zu weit, und Gustavs Stiefel viel zu lang und zu dünn. Doch sie fanden trotzdem einige Kleidungsstücke, zogen sich um und hinterließen uns ihre stinkenden gestreiften Hosen und Jacken.

Da meine Eltern nicht wussten, was der nächste Tag in Neustadt bringen würde, bat uns Vater am 28. Februar 1945 nach Aussig zu gehen, eine Stadt, die weiter westlich und weiter von der Front entfernt lag. Er blieb bei Oma Toni in Neustadt.

So zogen wir beide 180 km westwärts und erreichten nach einigen Tagen die Stadt Aussig. Hier fanden wir Unterkunft bei einer Frau Schandert, deren Wohnung sich auf dem Gelände des Schlachthofes befand. Von dieser Station unserer Flucht sind mir noch Einzelheiten erinnerlich. So musste ich mit einer großen Blechkanne in eines der Schlachthäuser gehen, um Blut zu holen. Daraus machte Frau Schandert eine ganz hervorragende Topfwurst. Als Form nahm sie immer eine Kastenform, die sonst zum Backen genommen wurde. Während ich so über das Gelände des Schlachthofes lief, fielen mir ein paar Blumen auf, die ich noch nicht kannte. Viel später sah ich diese im Biologiebuch, es war Huflattich.

Dann gab es wieder Tage, an denen die Ruhe jäh unterbrochen wurde.                   Es fing immer damit an, dass im Radio Feindverbände im Anflug über Brüx und Dux gemeldet wurden. Es dauerte danach nicht lange, und die Fliegersirenen heulten im Schlachthof auf. Mit den wichtigsten Sachen verließen wir das Haus, um wie alle anderen, sich in einem in den Felsen getriebenen Stollen in Sicherheit zu bringen. Mir behagte diese dunkle Höhle mit den vielen Menschen überhaupt nicht, und ich weigerte mich, da hineinzugehen.

Ganz in der Nähe war eine schmale Schlucht, die oben von den Bäumen, es waren Buchen, verdeckt wurde. Dort warteten wir dann. In der Schlucht wurden auch Gefangene während der Angriffe untergebracht.  Mutter sah sich die Gefangenen an, kam zurück, holte von uns ein paar belegte Brote und brachte sie den Menschen. Sogleich gab es Ärger, denn das Wachpersonal verbot ihr, zu den Gefangenen zu gehen.

Doch wer Mutter kannte, wusste, dass sie diese Anordnung ignorieren würde. Sie ließ sich auf keine Diskussion ein, sondern verteilte die belegten Brote. Der Aufseher, der sie am Arm anfasste, um sie wegzuziehen, bereute es sofort. Sie riss sich so heftig von ihm los, dass er ins Straucheln kam. Dann folgte ein Redeschwall auf den armen Wachmann, dass er nur hilflos die Hände hob, als wollte er sagen: » Ich tue doch nur meine Pflicht.« Aus den Reihen der Gefangenen kam leises, aber hörbares Beifallsgemurmel.

Ich hatte diese Sache nur nebenbei mitbekommen. Viel genauer erinnere ich mich an die kleinen blühenden Pflanzen, die fast die gesamten Hänge der Schlucht bedeckten. Auch hier fand ich später heraus, dass es Buschwindröschen waren.

Sobald der Alarm vorbei war, liefen wir zurück zum Schlachthof. Im Gelände des Schlachthofes, so erinnere ich mich noch deutlich, gab es gedeckte Laufgräben, in denen man bei einem plötzlichen Angriff Zuflucht suchen konnte.

Die Luftangriffe auf die Stadt Aussig hatten zugenommen, so dass sich Mutter am 6. April 1945 entschloss, zurück zu unserem Vater nach Neustadt zu gehen. Am 18. April meldete sie uns wieder auf der Meldestelle an. Sollten wir Neustadt verlassen müssen, so wollten wir uns gemeinsam nach Berlin durchschlagen.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)

Photo Credit : Aussig-nach dem Sudetenland Lexikon
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Dieter Kermas - CA Germans AuthorDieter  Kermas, CaliforniaGermans Guest Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays that stir up a potpourri of emotions. These are stories which won’t leave the reader untouched, they speak of the innocence of a child’s perception of a life during terrible war times, and they shed light on war crimes that were beyond the understanding of a then young child.  Dieter Kermas is writing poems, short stories and is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.
 
To get in touch with Dieter Kermas, please send an email with subject line “Dieter Kermas”  to: californiagermans@gmail.com
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Filed Under: German History Tagged With: Childhood memories, Dieter Kermas, German history, World War II

Ein Lebensmittelvorratslager Verbirgt Eine Gefährliche Überraschung

September 8, 2013 by Dieter Kermas 2 Comments

 Berlin, Kinder spielen in Trümmern

Essays by Dieter Kermas  –  (Part 7 )
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Seltsame Bohnen und Ein Schreckerregendes Spielzeug

Eines Tages hörte Mutter am Nachmittag zufällig, dass nicht weit entfernt von uns, gleich hinter der Lusdorfer Straße, ein Lebensmittelvorratslager der Wehrmacht geplündert wurde. Das Depot wäre bereits in der vergangenen Nacht aufgebrochen worden und es sei fast alles ausgeräumt. Da es im Ort an einigen Lebensmitteln bereits ein wenig mangelte, konnte es nicht schaden, dort noch einmal nachzusehen, dachte sich Mutter, und wir liefen los.

Es war, soweit ich mich erinnere, ein graues, sicher aus Beton errichtetes, bunkerähnliches kleines Gebäude. Hinter der Türöffnung kamen wir in einen großen, stockdunklen Raum. Nur das Licht, das durch die Türöffnung fiel, erhellte schwach einen kleinen Teil des Depots. Nachdem wir uns an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannten wir einige Personen, die noch nach Lebensmittelresten suchten. In den Ecken lagen noch lose Mehlhaufen, auf dem Boden trat man auf Bohnen und auch Zucker knirschte unter den Sohlen. Da waren nurmehr kümmerliche Reste, die nach der nächtlichen Plünderung übrig geblieben waren. In einem Nebenraum standen jedoch noch ein oder zwei aufgeschlitzte Säcke, die ich entdeckt hatte und Mutter zeigte. Anfangs wusste sie auch nicht, was der Inhalt war. Er sah so wie weiße Bohnen aus, nur dass diese, Mutter hatte einige mit zur Türöffnung genommen, hellgrün waren. » Ich weiß jetzt, was das ist «, sagte sie zu mir, » es ist Kaffee, der noch nicht geröstet ist.« Das war mir auch egal, zumal ich einer Kostprobe keinen Geschmack abgewinnen konnte.

Während Mutter die mitgebrachte Einkaufstasche mit grünen Kaffeebohnen füllte, war ich schon wieder auf Erkundungstour. Ich stöberte weiter durch die dämmrigen kleineren Räume, fand nur noch eine Dose mit einem Holzstiel daran, und nahm sie als einzige Beute mit. Ich muss wohl recht lange herumgesucht haben, denn Mutter war bereits weg. Sicher hatte sie angenommen, dass ich vor ihr nach Hause gegangen war. So schlenderte ich mit meinem neuen Spielzeug langsam Richtung heimwärts. Unterwegs rappelte ich mit der Dose am Stiel die Lattenzäune entlang und kam nicht viel später zu Hause an.

Kaum war ich jedoch in der Wohnstube erschienen, rief mir mein Vater laut und befehlend zu:  » Leg das sofort vorsichtig hin! « und zeigte auf mein neues Spielzeug. Da Vater mich noch nie so laut angefahren hatte, fiel mir das Ding aus der Hand und plumpste auf die Dielen. So flink, wie ich selten gesehen hatte, schnappte sich Vater meine Beute, rannte aus dem Zimmer und kam nach einer Weile langsam und etwas müde aussehend zurück. Ich verstand die Welt nicht mehr und beinahe hätte ich angefangen zu heulen. Er bemerkte meinen kleinen Schock und erklärte mir, dass dies eine Stielhandgranate war, die uns alle hätte zerreißen können, wenn sie explodiert wäre. Nun kann man nicht verlangen, dass ein Dreikäsehoch die gesamte Tragweite dieser Angelegenheit erfassen konnte. So nickte ich verständnisvoll und trollte mich aus dem Zimmer.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)

Photo Credit : Bundesarchiv, Bild_183-0822-520, Photographer Krueger, Erich O. , Berlin, Kinder_spielen_in_Trümmern

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Dieter Kermas - CA Germans AuthorDieter  Kermas, CaliforniaGermans Guest Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays that stir up a potpourri of emotions. These are stories which won’t leave the reader untouched, they speak of the innocence of a child’s perception of a life during terrible war times, and they shed light on war crimes that were beyond the understanding of a then young child.  Dieter Kermas is writing poems, short stories and is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.
 
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Dunkle Wolken Ziehen Auf

September 1, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

Russland, Panzer IV und Halbkettenfahrzeug
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Essays by Dieter Kermas  –  (Part 6 )
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Wurstsuppe

Ich ging gerne zum Einkaufen, aber um den Weg zur Fleischerei Tupatschek hätte ich mich gerne gedrückt.  Wenn es dann hieß: » Geh bitte zur Tupatschek-Martha und hole Wurstsuppe «, dann hingen bei mir schon die Ohren herunter.

Erstens bekam ich eine mindestens zwei Liter fassende, mit einem Deckel versehene Milchkanne in die Hand gedrückt, und zweitens die Ermahnung, nicht wieder die Hälfte zu verschütten. Das war mir jedoch nur ein einziges Mal passiert. Dann schlich ich die Bahnhofstraße ein Stück hinunter, bis ich zur Fleischerei kam. Das Gebäude lag etwas von der Straße aus zurückgesetzt und davor lag, so oft ich dorthin gehen musste, immer der vollgefressene träge Schäferhund. Im Geschäft war es durch die Wurstbrüherei feucht und zum Ersticken warm. Ich bekam meine Kanne gefüllt und schleppte sie nach Hause. Auf dem Weg musste ich höllisch aufpassen, dass ich nicht mit der brühheißen Kanne an meine nackten Beine kam. Ich habe oft hineingesehen, aber nie verstanden, was daran so Besonderes war. Ich sah nur eine abwaschtrübe Brühe, in der ein paar Reste von geplatzten Blut- und Leberwürsten schwammen. Wie die Wurstsuppe weiterverarbeitet wurde, weiß ich nicht mehr.                                Wir hatten auch ein ganz feines Lebensmittelgeschäft am Marktplatz. Der Besitzer hieß Lex und er war mit seiner Leibesfülle eine gute Reklame für sein Geschäft.

Ein seltsames Gefährt

Einige Tage später, ich war zum Woiner-Tischler gelaufen, um ihn bei seiner Arbeit zuzuschauen, als ich kurz vor der Werkstatt stehen blieb. Das sich mir nähernde Fahrzeug betrachtete ich etwas ängstlich. Vorne sah es aus wie ein Lastkraftwagen, kam aber mit einem solchen Getöse und Geklirr auf mich zu, dass ich mich beeilte, die Tür der Tischlerei zu erreichen.

» Hallo, Junge, ja Du dort, warte mal «, rief eine Stimme aus dem Fenster des Ungetüms. » Wo ist hier eine Tankstelle? « Ich wusste, dass die beiden roten Säulen auf dem Marktplatz, nachdem ich Mutter danach gefragt hatte, eine Tankstelle war. So antwortete ich: » Da vorne, auf dem Marktplatz «. Der Kopf mit dem Käppi bedankte sich und das Fahrzeug setzte sich wieder in Bewegung. Nun sah ich, dass es vorne Räder wie ein Lastwagen hatte, und hinten Ketten. Viel später erfuhr ich, dass es ein sogenanntes Halbkettenfahrzeug gewesen war.

Soldaten

Am nächsten Tag, wir waren gerade beim Frühstück, hörten wir ungewöhnliche Geräusche in unserer Straße.   Als wir aus dem Fenster sahen, fuhren Lastwagen mit Soldaten langsam an uns vorbei. Einige Soldaten gingen zu Fuß. Eine Szene ist mir noch deutlich in Erinnerung geblieben. Da trugen zwei Soldaten einen an einer Stange befestigten Käfig mit mehreren schnatternden Gänsen gemütlich durch die Gegend. Ich fand das alles sehr aufregend, und kaum hatte man mich vom Frühstückstisch entlassen, eilte ich zum Marktplatz, wohin die Kolonne gezogen war. Da sah ich dann viele Militärfahrzeuge, Soldaten und neugierige Neustädter, die sich ebenfalls eingefunden hatten.

Ein Lastkraftwagen mit festem Aufbau erregte besonders mein Interesse. Im Inneren, die Tür stand offen, saßen zwei Uniformierte mit Kopfhörern auf den Ohren und ich hörte es aus vielen merkwürdigen Apparaten piepsen und pfeifen. Plötzlich fasste mich eine Hand an der Schulter. Ehe ich mich losreißen konnte, um wegzulaufen, hörte ich eine Stimme sagen: » Da bist Du ja wieder «, und ich erkannte den Kopf mit dem Käppi, dem ich den Weg zur Tankstelle beschrieben hatte. » Komm mal mit, ich habe etwas für Dich «, sagte der Soldat, und zog mich mit bis zu einem anderen großen Lastkraftwagen. Er kletterte hinein, kam kurz darauf wieder heraus und gab mir zwei leichte Päckchen. » So «, sagte er, » das nimm bitte mit nach Hause, Mutter wird schon wissen was das ist «. Ich dankte, und rannte so schnell ich konnte zurück. Unterwegs sah ich mir die Päckchen an. Sie bestanden aus grauweißem Papier und waren mit blauer Schrift bedruckt. Mein Geschenk entpuppte sich nun als Knäckebrotpakete. Ich wollte unbedingt sofort davon kosten und war maßlos über den faden, nicht mal süßen Geschmack enttäuscht. Hätte ich gewusst, was die nächsten Tage bringen würden, wäre ich nachsichtiger gegenüber dem Spender gewesen.

Verrat

Am übernächsten Tag waren die Soldaten spurlos verschwunden. Ich machte mir keine Gedanken darüber. Erst viele Jahre später erzählte mir Vater die Wahrheit über das Schicksal dieser Menschen. Das waren alles Soldaten, die sich von der Truppe abgesetzt hatten, weil sie die Sinnlosigkeit des Krieges eingesehen hatten.

Sie hatten sich mit den besten Fahrzeugen und Waren auf den Weg nach Westen aufgemacht, um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Doch hier in Neustadt ereilte sie der Tod, dem sie glaubten entronnen zu sein. Unser Bürgermeister, ein überzeugter Nationalsozialist, hatte nichts Eiligeres zu tun, als die » Deserteure « und » Fahnenflüchtigen «  beim nächsten  Wehrbereichskommando zu melden. In der selben Nacht, so wurde berichtet, wurden alle Soldaten von einem Sonderkommando abgeführt und erschossen. Es ist auch sicher kein Trost zu wissen, dass der gleiche Bürgermeister später von den Russen vor dem Rathaus wie eine Ratte erschlagen wurde.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)

Photo credit: Kfz. der Wehrmacht, Bundesarchiv Photo: Kripgans-1943 Sommer

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Dieter Kermas - CA Germans AuthorDieter  Kermas, CaliforniaGermans Guest Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays that stir up a potpourri of emotions. These are stories which won’t leave the reader untouched, they speak of the innocence of a child’s perception of a life during terrible war times, and they shed light on war crimes that were beyond the understanding of a then young child.  Dieter Kermas is writing poems, short stories and is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.
 
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Alltagsgeschichten oder Omen Einer Unheilvollen Zeit

August 25, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

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Essays by Dieter Kermas  –  (Part 5 )
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Ein geteerte Strasse Macht Ärger

Die Lusdorfer Straße, nach meiner Erinnerung hatte sie die Breite einer größeren Landstraße, gehörte noch zu dem Bereich, in dem ich mich herumtrieb. Eines Tages im Hochsommer roch es aus Richtung dieser Straße so merkwürdig, wie als ob etwas verbrannt wurde. Ich lief neugierig in diese Richtung. An einer Wegbiegung sah ich, wie Männer mit Eimern hin und her liefen, und eine dicke schwarze rauchende Flüssigkeit auf die Straße gossen. In der Nähe stand ein Lastkraftwagen mit einem großen Behälter darauf, aus dem dicke gelbe Qualmwolken aufstiegen. Von dort holten sich die Arbeiter ihre Eimer mit neuem heißen Teer.

Der Geruch war streng, aber für mich nicht unangenehm. So sah ich eine Weile zu, wie die schwarze Masse mit Holzkellen glatt gestrichen und mit Sand bestreut wurde. Um in Ruhe zusehen zu können, setzte ich mich auf der anderen Straßenseite auf den Straßenrand. Nachdem ich mich sattgesehen hatte, inzwischen war es Mittag geworden, wollte ich mich nach Hause trollen. Doch, was war das? Ich konnte kaum aufstehen, so fest klebte der in der Hitze weich gewordene Teer die neue Wollhose am Boden fest. Zu Hause angekommen gab es das befürchtete Donnerwetter und einen Katzenkopf, oder wie es bei uns hieß, eine Knallschote, von Mutter.

Indianerspiel

An der Lusdorfer Straße, etwas außerhalb, wohnte ein Verwandter von uns, den ich nur als Onkel Franz kannte. Ich habe ihn in wenig guter Erinnerung, und das kam so: Mit Oma machten wir eines Tages den ersten Besuch bei ihm. Warum auch immer, er kam plötzlich auf die Idee, mich mit einem Pferdegeschirr zu umwickeln, und meinte, das gehöre zum  Indianerspielen.   Nachdem er keine Anstalten machte, mich auf meine Bitte hin, wieder zu befreien, wurde mir langsam angst, und ich war nahe am Weinen. Er sah das, meinte noch, dass Jungen nicht weinen, und nahm mir dann aber meine Fesseln ab.

Er war wohl auch sonst ein merkwürdiger Kauz. Mutter erzählte später, dass sie einmal zum Essen eingeladen war. Es gab Fleisch, Kartoffeln und Gemüse.  Nach dem Essen fragte Franz Mutter ganz scheinheilig, wie ihr das Fleisch geschmeckt hätte. Mutter antwortete:  » Gut, aber was war das für Fleisch? « Darauf prustete Onkel Franz vor Lachen los und teilte Mutter mit, dass sie gerade den etwas betagten Hofhund verspeist hätte. Das entsprach auch der Wahrheit. Nachdem Mutter von der Toilette zurück war, verließ sie das Haus von Onkel Franz, um es nie wieder zu betreten.

Der Sperber

Ein Stück weiter auswärts, wohl in der Nähe der Sägemühle, befand sich auf der rechten Seite ein größerer Hof.  Bis dort dehnte ich meine Ausflüge aus, meist dann, wenn ich auf Schmetterlingsjagd war. Ich wollte gerade am Tor des Gehöfts vorbeigehen, als ich laute Stimmen hörte. Ich sah ein paar größere und kleinere Jungen unter dem großen Baum stehen, der den Mittelpunkt des Hofes bildete, und nach oben starren.

Ich kannte keinen von ihnen und so ging ich vorsichtig ein Stück näher, um zu erfahren, was da oben so sehenswertes war. Ich konnte nichts entdecken und fragte: » Was ist da oben? «   Ein größerer Junge rief mir zu: » A Stösser is af em Baam.«  Er meinte, dass ein Sperber auf dem Baum sei. Kaum hatte ich ihn ausgemacht, als bereits einer der größeren Jungen mit einem Gewehr zurückkam, und auf den Vogel schoss. Ein paar Federn trudelten zu Boden, trotzdem schaffte es der Sperber noch aus dem Baum zu fliegen, fiel aber dann hinter dem Haus zu Boden.

Mit Freudengeheul kamen kurz danach zwei von den größeren Jungen mit dem Sperber, den sie an einem Flügel hin und her schwenkten, angelaufen. Sie wurden von den kleineren Kameraden gebührend bewundert. Ich ging weiter, weil ich das alles nicht verstand, und mir das Tier leidtat.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)

Photo credit: Staatsarchiv Basel – (Oberflächenteerung in Basel im Jahr 1915)

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Dieter Kermas - CA Germans AuthorDieter  Kermas, CaliforniaGermans Guest Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays that stir up a potpourri of emotions. These are stories which won’t leave the reader untouched, they speak of the innocence of a child’s perception of a life during terrible war times, and they shed light on war crimes that were beyond the understanding of a then young child.  Dieter Kermas is writing poems, short stories and is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.
 
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Zeichen Einer Neuen Zeit – (Dt. Zeitgeschichte)

August 18, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

Dieter Kermas - Fluchtdokumente

Zeichen Einer Neuen Zeit – der Krieg holt uns ein

Essays by Dieter Kermas  –  (Part 4 )
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Bald jedoch begannen sich in Neustadt die Zeichen einer neuen Zeit bemerkbar zu machen.

So fuhr ich eines Tages mit meinem Roller in Richtung Bahnhof, als ich kurz vor Roller NaT.der Station einen Menschenauflauf, Pferdegespanne und sogar einen Lastkraftwagen sah. Da hatte man, sicher schon Tagen vorher, Baumstämme quer über die Straße senkrecht eingegraben, in mehreren Reihen hintereinander. Dann waren waagerechte Bäume eingelegt worden, und nun war man gerade dabei, die Hohlräume zwischen diesen beiden massiven Holzverhauen mit Sand und Steinen aufzufüllen. Nur in der Mitte war ein kleiner Durchgang gelassen worden, durch den eine Person gerade noch hindurchpasste. Ich sah eine Weile zu, fuhr dann nach Hause, um diese Neuigkeit zu erzählen. Vater, der sich im letzten Moment ebenfalls bis zu uns durchgeschlagen hatte, meinte, das sei sicher eine  Panzersperre. Darunter konnte ich mir nichts vorstellen und schenkte dem Bauwerk weiterhin keine Beachtung.

Hier ist sicher noch Platz, um kurz zu schildern, wie Vater den Weg zu uns fand.

Im Jahr 1944 hatte man begonnen, alle Männer zu erfassen, die für die Verteidigung der Heimat, nach der Meinung der Militärs, noch in irgendeiner Weise einsetzbar wären. Der sogenannte » Volkssturm « wurde ausgerufen. Wer sich noch selber bewegen konnte, wurde erfasst, gemustert und einer der Volkssturmabteilungen zugewiesen. Alter und Behinderungen spielten keine Rolle. Als Vater mit seiner Gehbehinderung, mühsam seinen Weg bis auf einen Schulhof in Berlin-Schöneberg gefunden hatte, standen dort bereits Männer jeglichen Alters und teilweise in erbarmungswürdig gesundheitlichen Zustand. Ein grauhaariger Offizier, ihm fehlte ein Arm und über einem Auge trug er eine schwarze Binde, hielt eine flammende vaterländische Rede und ließ zur Probe an jeden einen Karabiner verteilen. Da Vater, der nie ohne Stock ein längeres Stück gehen konnte, nun auch noch den Karabiner mit der anderen Hand entgegennehmen musste, fiel ihm das nicht leicht. Er wandte sich an den auf und abschreitenden Offizier mit den Worten: » Haben Sie nicht etwas Leichteres? « Nachdem sich das Gebrüll des Angeredeten etwas abgeschwächt hatte, verstand mein Vater, dass er sich am nächsten Morgen beim Kommandanten zum Rapport einzufinden hätte.

So erschien Vater am nächsten Morgen mit einer dicken Aktentasche voller Atteste, Krankheitsgeschichten und weiteren ärztlichen Gutachten, warf sie dem Vorgesetzten auf seinen Schreibtisch, empfahl diesem, alles gründlich zu lesen und verließ, ohne eine Antwort abzuwarten, den Raum. Einige Tage später fandFluchtdok12er trotzdem seine Einberufung zum Volkssturm in der letzten Kategorie vor. Nun war es ihm klar, dass er Berlin schnellstens verlassen musste. Mit sehr viel Glück und Umwegen traf Vater am 2. Februar 1945 bei uns ein. Wie uns ein Hausbewohner nach unserer Rückkehr erzählte, hing bereits drei Tage später ein Suchaufruf nach meinem Vater wegen Fahnenflucht oder so ähnlich an unserer Haustür.

Doch auch in diesen wirren Zeiten klappte die preußische Ordnung.                       Am 3. Mai 1945 erhielt Vater in Neustadt ein Schreiben vom

» Deutschen Volkssturm, Gau 32, 2. Kompanie, 405. Bataillon «,

in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes vom Volkssturm entlassen sei.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)

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 Photo credit: Dieter Kermas
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Leben in Neustadt – (Dt. Zeitgeschichte)

August 11, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

Dieter Kermas - N.a.T. Heuwagen

Leben in Neustadt: Von Schmetterlingen, Dampflok & Einem Teddy

Essays by Dieter Kermas  –  (Part 3 )
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In der Bahnhofstraße, kurz vor dem Bahnhof, befand sich auf der linken Seite ein Weg, der zum Kino führte. Dort sah ich mit Oma Toni meinen ersten Film mit dem Titel » Krambambuli «. Vielleicht liegt es an der Tatsache, dass es mein erster Film war, und ich besonders aufmerksam die Ereignisse auf der Leinwand verfolgte, jedenfalls sind mir bis heute einige Szenen noch gegenwärtig. Nur zur Ergänzung: Im Film geht es um das Schicksal eines Jagdhundes, der sich zwischen einem Jäger und einem Wilderer, die ihn beide besitzen wollen, entscheiden muss.

Der Bahnhof selbst ist mir weniger in Erinnerung, eher die kleine, schnaufende Lok mit ihrem oben breiter werdendem Schornstein und den kleinen kurzen Personenwagen, wenn sie sich pfeifend der Station näherte. Kaum hörte ich sie von Weitem herankeuchen, kletterte ich den Bahndamm hinauf, um sie mir ganz dicht zu besehen.  Ein Stück links neben der Bahnstation befand sich ein Tunnel durch den Bahndamm. Dahinter breiteten sich weite Wiesen aus, auf denen zur Osterzeit gelbe Narzissen wild wuchsen. Da habe ich dann einen Strauß gepflückt und stolz nach Hause gebracht.

Dieter Kermas  - N.a.T. SchmetterlingeIch erinnere mich auch noch gut an die Tage, als Vater im Sommer des letzten Jahres zu Besuch kam. Da gingen wir Schmetterlinge fangen. Mutter hatte ein Schmetterlingsnetz genäht, welches Vater an einem Stock befestigte.  Die ersten Exemplare kamen reichlich lädiert und wenig fachmännisch präpariert in einen extra dafür angeschafften Schmetterlingskasten. Auf unsere Fangversuche wurde auch ein Lehrer aus Neustadt aufmerksam, der mir dann seine eigene Sammlung zeigte, und mir die Grundbegriffe des Präparierens beibrachte.

In diese Zeit fiel auch der Besuch von Tante Else mit Sprössling Jörn. Der Altersunterschied von zwei Jahren ist in diesem Alter gravierender als man denkt. So geschah es, dass ich gerade vom Spielen kam, und Oma Toni mit Jörn in meinem Zimmer, wo ich meine Sachen aufbewahrte, stehen sah.  Fassungslos musste ich zusehen, wie Oma Toni auf den Schrank griff, meinen großen Lieblingsteddy herunterholte und Jörn mit den Worten schenkte: » Dieter ist ja schon ein großer Junge, der braucht keinen Teddy mehr.« Wie sehr sie sich da aber irrte! Meine Einwände hatten keinen Erfolg. Diese Tat trug ich Oma noch jahrelang nach.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)

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 Photo credit: Dieter Kermas
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Unbeschwerte Tage in Neustadt – (Dt. Zeitgeschichte)

August 4, 2013 by Dieter Kermas Leave a Comment

Fluchtdokument DKUnbeschwerte Tage in Neustadt

Essays by Dieter Kermas  –  (Part 2 )
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Der Sommer 1944 lag mit Wärme und strahlender Sonne über dem kleinen Ort Neustadt an der Tafelfichte im Riesengebirge, genauer gesagt im Isergebirge. Wie schon oft durfte ich mit Daniel, einem schnurrbärtigen, stets fröhlichen Kriegsgefangenen aus der Bretagne, aufs Feld fahren, um das Heu einzubringen. Ab und zu erinnerte er mich daran, ihn in Frankreich zu besuchen, wenn der Krieg, »fini« wäre, wie er sagte. Das Pferd trottete langsam mit dem leeren Heuwagen bis zum Feld, wo bereits Frau Schemmel auf uns wartete. Sie war mit dem Fahrrad vorausgefahren und hatte für die Pausen Buttermilch in einer großen Kanne und Butterbrote mitgenommen.

Die Tage vorher, das Wetter war hintereinander warm und trocken geblieben, hatte Frau Schemmel mit Daniel das Gras so oft gewendet, bis es luftig trockenes Heu war und an diesem Tag eingefahren werden sollte. Ich war mit meinen fünf Jahren wohl keine große Hilfe, aber wenn es daran ging, in den Pausen die Butterbrote zu verzehren, da entwickelte ich einen Riesenhunger. Die Buttermilch stand im Schatten eines Busches und war immer noch angenehm kühl. Wenn es nach Hause ging, war mein größtes Vergnügen, oben auf dem hoch beladenen Heuwagen zu sitzen, und mir die Gegend von oben her zu betrachten.

Anfangs wohnten wir bei der Familie Schemmel, da Oma nicht genug Platz für uns hatte. Später ergab sich die Gelegenheit, bei einer Frau Fuchs die Wohnung über deren Geschäft zu mieten. Die Wohnung lag zentral, ganz in der Nähe des Marktplatzes. An der Ecke befand sich eine Apotheke, wo ich mir hin und wieder Traubenzucker in Form von grauweißen Stücken holen durfte.  Ich konnte daran stundenlang herumlecken.

Meine Einkaufstouren reichten bis zu den Kolonnaden am Marktplatz. Dort schickte Mutter mich hin, um Fasssauerkraut zu holen. Dieses wurde einfach in eine Tüte gefüllt, und ich musste mich beeilen, damit das Papier nicht unterwegs aufweichte. Ein wenig bummelte ich dennoch, denn Sauerkraut war auch eine Nascherei für mich! In der Straße hinter den Kolonnaden in Richtung Bahnhof gab es eine Drogerie, die kleine Blechdosen mit Rheila – Perlen verkaufte. Diese hatten es mir besonders angetan.

Meine Wege führten mich ab und zu auch in Richtung Sauerbrunn, einer natürlichen Mineralwasserquelle in den Bergen. Mit Oma war ich einmal dort, um das Wasser in Flaschen abzufüllen und es nach Hause zu bringen. Wenn ich den Weg weiterging, kam ich zu einer kleinen Brücke, unter der das Flüsschen Lunze hindurchrauschte. Hinter der Brücke auf der linken Seite lagen ein Teich und die Badeanstalt des Ortes. Nur der Vollständigkeit halber möchte ich die entgegengesetzte Seite des Städtchens ebenfalls erwähnen. Vom Marktplatz verlief eine Straße, ich nenne sie einfach Bahnhofstraße, fast schnurgerade bis zum Bahnhof. In der Mitte zwischen Marktplatz und Bahnhof zweigt links eine Straße ab. In der Mitte dieser Straße, auf der linken Seite, befand sich das Haus der Kohlenhandlung Schemmel, in dem wir, wie bereits erwähnt, anfangs wohnten.

Der Kohlenplatz war auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Direkt vorne an der Ecke jedoch befand sich ein kleines Haus mit tief herunter-gezogenem Dach, aus dessen Dachrinne man mühelos hätte trinken können. Darin wohnte Hermännle mit seinen Eltern. Oft haben wir zusammengespielt und Unfug im kleinen Garten getrieben. Hermännles große Freude bestand darin, Regenwürmer mit einer Glasscherbe in kleine Stücke zu schneiden. Der Versuch mit einer Wespe ging prompt schief, der gestochene Finger wurde schön dick, und Hermännle heulte zum Erbarmen.

Neben diesem Häuschen, aber noch in der Bahnhofstraße, wohnte Frau Lauterbach. Sie lebte nun wirklich in einer sehr ärmlichen Behausung. Bei meinem einzigen Besuch konnte ich sehen, dass sie zusammen mit ihrer Ziege in einem Zimmer hauste, in dem auch der Herd und das Bett standen. Sie hatte, sicher auch durch ihr Aussehen, gebeugt, weißhaarig, mit Kopftuch und Krückstock, unter uns Kindern zu leiden. So liefen wir ihr nach und riefen:             » Frau Lauterbach die Decke kracht « und ähnliche Reime.

Schräg gegenüber von Frau Lauterbach an der anderen Straßenecke stand ein stattliches Holzhaus, und davor breitete ein gewaltiger Birnbaum seine Äste aus. Die Birnen waren in jedem Sommer ein verlockendes Ziel. Sie waren goldgelb, groß, süß und so saftig, dass mir beim Hineinbeißen der Saft die Hände hinunterlief. Sie hingen meist zu hoch für uns Steppkes und so versuchten wir mit Stöcken ein paar herunterzuschlagen. Doch sobald das Fenster oder die Tür aufging, und der Birnbaumbesitzer erschien, stoben wir in allen Richtungen auseinander.

(Fortsetzung der Serie am nächsten Sonntag)

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Dieter Kermas - CA Germans AuthorDieter  Kermas, CaliforniaGermans Guest Author and a true Berliner, turned to writing after he retired from his profession as an engineer. Family and friends urged him to document his many experiences during his childhood in wartime Germany. This made for a collection of various essays that stir up a potpourri of emotions. These are stories which won’t leave the reader untouched, they speak of the innocence of a child’s perception of a life during terrible war times, and they shed light on war crimes that were beyond the understanding of a then young child.  Dieter Kermas is writing poems, short stories and is currently working on his first novel. Some of his work has been included in anthologies.
 
To get in touch with Dieter Kermas, please send an email with subject line “Dieter Kermas”  to: californiagermans@gmail.com
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 Photo credit: Dieter Kermas
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Filed Under: German History Tagged With: Berlin, Dieter Kermas, German history, Germany 1944, World War II

Childhood Memories of a Germany in War – Kindheitserinnerungen aus einem Kriegsdeutschland

July 21, 2013 by Cornelia Leave a Comment

Contemporary History in Short Essays

 – Welcome to our Guest Author, Dieter Kermas – 

Have you ever thought, “I wish my mother or granddad had written down their childhood experiences” ? When you are at family reunions, and hear some uncle, your mother or your grandmother tell some unbelievable stories from a time in Germany that will keep generations all over the world transfixed, hadn’t that thought crossed also your mind?

It certainly did cross mine many times, and I often wished, one of them had just documented all these experiences. For all of us generations following after WW II, these kind of stories open the doors for us to gain some understanding of those events. And, it’s especially the memories of little personal moments that make those terrible war times more human or should I say, tangible for us listeners. Even more so if these memories are those of a child.

CaliforniaGermans is excited to welcome guest author, Dieter Kermas, a true Berliner, who will share with us his experiences of a childhood in wartime Germany. Over the next few weeks you will be able to read his quite touching yet very straightforward essays of a time that we all still find hard to fully comprehend. With his work we want to give our readers the opportunity to get a glimpse into times we all try to put behind us, but which will never be forgotten.

Read new essays of this series every Sunday. We apologize but this series will be posted exclusively in German for now.

Roller NaT.

Zeitgeschichte in kurzen Berichten

– Begrüssung unseres Gast Autors, Dieter Kermas – 

Haben Sie sich auch schon mal gewünscht, dass Ihre Eltern oder Grosseltern ihre Erlebnisse während des 2. Weltkrieges aufgeschrieben hätten?

Mir selbst ging das schon oft durch den Kopf. Zumindest bei jeder Familienfeier, wenn irgendein Onkel oder die Oma mit den eigenen Eltern über das im Krieg Erlebte diskutiert, werde ich jedesmal daran erinnert: Diese so persönlichen Ereignisse sollte man irgendwie festhalten und zu Blatt bringen! Geben sie doch den späteren Generationen einen so intimen und lebendigen Eindruck von den Zeiten dieses schrecklichen Weltkrieges. Und oftmals sind es doch gerade kleine Erinnerungen, die dieser unmenschlich scheinenden aber schon weit entrückten Zeit plötzlich etwas Greifbares geben. Umsomehr bewegender wirken diese Eindrücke, wenn wir sie aus der Sicht eines damaligen Kindes geschildert erhalten.

Ich freue mich, unseren Gast-Autor Dieter Kermas vorstellen zu dürfen: waschechter Berliner, pensionierte Ingenieur und passionierte Schriftsteller.  Er wird uns über den Verlauf der nächsten Wochen in seine Geschichte von einer Kindheit in Hitler’s Deutschland einweihen. Wir werden in seinen Berichten miterleben können, wie er als damals ca. 5-Jähriger die Wirren des 2. Weltkrieges in Erinnerung behalten hat und einiges aus seiner heutigen Sicht reflektiert. Mit seinen Zeitzeugenberichten wollen wir unseren Lesern die Möglichkeit geben, in eine Zeit einzutauchen, die für viele von uns immer noch unbegreiflich ist. Eine Zeit, die wir am liebsten vergessen wollten, die aber dennoch immer in Erinnerung bleiben wird.

Lesen Sie neue Folgen dieser Serie jeden Sonntag. Leider wird sie vorläufig nur in deutsch veröffentlicht.

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Photo Credit/Bildmaterial: provided by Author Dieter Kermas

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Filed Under: Editorial, Education, German History Tagged With: Childhood memories, Dieter Kermas, German history, World War II

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